Bad Kreuzen

Marktgemeinde und Kurort im Mühlviertel, Oberösterreich, ca. 7 km nördlich von Grein. 1900: ca. 2.400, 2019: ca. 2.200 EW.

Am 1.5.1846 wurde in Bad Kreuzen eine unter der Anleitung des Arztes Maximilian Keyhl errichtete Kaltwasserheilanstalt eröffnet; vermutlich existierte aber schon im 18. Jahrhundert eine Badeanstalt. Die Kaltwasserheilanstalt wurde in den 1860er Jahren von dem Kaufmann Eduard von Nagel (ca. 1829–1880) erworben, geleitet und 1866 ausgebaut. In der Kemmat, jetzt „Wolfsschlucht“ genannt, wurden längs des Baches Duschen und Vollbäder errichtet. Die „alten Badhäuseln“ (jetzt Privatwohnhäuser) und die größeren Kurheime am Höhenrücken in Richtung Burg Kreuzen bestehen noch; den heutigen Kurbetrieb leiten die Marienschwestern vom Karmel.

Bruckner hielt sich nachweislich zweimal in Bad Kreuzen auf: das erste Mal vom 8.5. bis 8.8.1867. Jahre intensiven Studiums, der künstlerischen Entwicklung und Reife waren vorangegangen und lebenswichtige Entscheidungen hinsichtlich neuer Karriereschritte in Wien bahnten sich an. Er kam nervlich schwer überreizt nach Bad Kreuzen und beschrieb in seinen Briefen an Rudolf Weinwurm zum Teil selbst die Symptome seiner Erkrankung und deren Behandlung mit Hydrotherapie. Medizinisch spricht man von einer „Spinalirritation“ bzw. einer „Neurasthenie“ (Marx). Der Zählzwang, die Migräne, eine Störung, die er selbst immer wieder in seinen Taschen-Notizkalendern notierte, und seine Briefe an Weinwurm bezeugen seinen verzweifelten Zustand. Der Badediener Karl Hörzenberger erzählt in seinen Erinnerungen, einmal hätten böhmische Musikanten, die vor den Kurgästen aufspielten, Bruckner in die Flucht getrieben (Neues Wiener Journal 31.5.1925, S. 22). Man fand ihn im untersten, damals noch nicht begehbaren Teil der „Wolfsschlucht“ und musste ihn mit Leitern und Seilen heraufholen.

Ein geregelter Tagesablauf, gesunde Ernährung und ärztliche Betreuung zeigten Erfolge, so dass Bruckner nach drei Monaten geheilt nach Linz zurückkehren konnte. Alois Brutscher ([1840–1891]; Krems) und Kremshuber, Kurgäste zur selben Zeit, erkundigten sich später brieflich nach Bruckners Befinden (Briefe I, 670810). Ein halbes Jahr nach der Kur stand Bruckner noch mit Kurarzt Keyhl in Verbindung: In einem Brief vom 16.1.1868 gab dieser ihm weitere Anweisungen zur Einhaltung von Diät und Therapie (Briefe I, 680116/2). Um die Kurkosten bestreiten zu können, musste Bruckner bei der Gesellschaft für Lebens- und Rentenversicherung Anker ein Darlehen von 250 fl aufnehmen. In einer Quittung (15.8.1867) bestätigte der Besitzer der Kaltwasseranstalt, von Nagel, den Empfang von 225 fl 72 x für Kost, Wohnung, Wäsche und Bäder. Das bischöfliche Ordinariat in Linz bewilligte 60 fl Krankenaushilfe (Briefe I, 670903).

Ein zweites Mal hielt sich Bruckner von August bis September 1868, kurz vor seiner Übersiedlung nach Wien, zur Kur in Bad Kreuzen auf, vermutlich um sich von den für ihn enervierenden Verhandlungen um seinen Dienstantritt in der Residenzstadt zu erholen. Ein dritter Aufenthalt in einem der folgenden Jahre ist, ohne nähere Angaben, nur in der von August Göllerich begonnenen und Max Auer fertiggestellten Bruckner-Biografie (Göll.-A. 3/1, S. 403) erwähnt.

Eine der Bad Kreuzner Quellen, an der Bruckner zur Messe in f-Moll inspiriert worden sein soll, wurde 1900 „Anton Bruckner-Quelle“ benannt; an der Quelle befindet sich eine Gedenktafel für Bruckner (IKO 440a; Ikonografie). 1974 wurde ein „Anton Bruckner-Weg“, ein Wanderweg, der an der „Anton Bruckner-Quelle“ vorbeiführt, eingerichtet.

Literatur

RENATE GRASBERGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.7.2020

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft