Aumann (Aumon, Aumonn, Auman), Franz Joseph CanReg (Franz Seraph Johann Leopold)
* 24.2.1728 Traismauer, Niederösterreich/A, † 30.3.1797 St. Florian, Oberösterreich/A. Komponist und Regens chori.
Er erwarb seine Schulbildung vermutlich zunächst (1739–1745) im Jesuitenseminar in Krems, dann im Wiener Jesuitenkonvikt, wo er gleichzeitig mit Michael Haydn und Johann Georg Albrechtsberger studierte. Generalbassunterricht hatte er vermutlich beim Organisten Johann Nepomuk Boog (ca. 1724–1764). 1753 trat Aumann ins Stift St. Florian ein (Profess 1754, Priesterweihe 1757) und wirkte dort von 1755 bis zu seinem Tod als Regens chori. Die Grabplatte Aumanns findet sich noch heute in der Friedhofsmauer nördlich des Kirchenportals in St. Florian eingelassen.
Aumann soll einer der maßgeblichen Berater für den 1766–1777 amtierenden Propst Matthäus Gogl (1715–1777) und den Orgelbauer Franz Xaver Chrismann bei der Errichtung der großen Orgel in St. Florian gewesen sein. In seinen Kompositionen steht Aumann stilistisch in der Wiener und Salzburger Lokaltradition und griff neapolitanische und venezianische Einflüsse auf. Seine Werke waren äußerst beliebt und sind in Archiven in Österreich, Süddeutschland, Böhmen, Mähren und Ungarn erhalten.
Bruckner lernte in St. Florian einige Kirchenwerke Aumanns kennen und bewunderte nicht nur deren profunde Kontrapunktik, sondern v. a. die farbige Harmonik. Besonders schätzte er das Ecce quomodo, das in St. Florian zur Zeremonie der „Grablegung“ gesungen wurde sowie das Tenebrae, und schrieb jeweils drei Posaunenstimmen dazu (Stift St. Florian, Bruckner‑Archiv, 20/47; Musikarchiv, VI/28a–c).
Werke
- 37 Messen mit Orchester
- Missa Germanica („Wir werfen uns darnieder“)
- Missa profana (auch: „Faschingsmesse“)
- 12 Requien
- Gradualien, Offertorien, Vespern, Psalmen, 25 Magnificat-Vertonungen, 10 Litaneien, 4 Te Deum, 8 Responsorien
- 4 Oratorien
- 2 Singspiele
- Lieder
- Kanons
- 3 Symphonien
- Divertimenti, Cassationen
Literatur
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 1, S. 275
- Peter Dormann, Franz Joseph Aumann (1728–1797). Ein Meister in St. Florian vor Anton Bruckner. Mit thematischem Katalog der Werke (Studien zur Landes- und Sozialgeschichte der Musik 6). München–Salzburg 1985
- SL/Peter Dormann, Art. „Aumann, Franz Josef, Franz Seraph, Johann, Leopold“, in: MGG² Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 1 (1999), Sp. 1181f.
- Peter Dormann, Art. „Aumann, Franz Josef [Franz-Seraph, Johann, Leopold]“, in: NGroveD² Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 2 (2001), S. 184f.
- Bruckner-Bestände des Stiftes St. Florian IIElisabeth Maier/Renate Grasberger, Die Bruckner-Bestände des Stiftes St. Florian. Katalog. Teil 2: Das Bruckner-Archiv (Gruppe 13–23) (Wiener Bruckner-Studien 6/2). Wien 2015
- Uwe Harten, Art. „Aumann, Franz Joseph CanReg“, in: www.musiklexikon.ac.at [8.1.2019]
- Ferdinand Reisinger, Art. „Franz Joseph Aumann“, in: www.musikland-ob-der-enns.at [8.1.2019]