Albrechtsberger, Johann Georg
* 3.2.1736 Klosterneuburg, Niederösterreich/A, † 7.3.1809 Wien/A. Komponist, Organist und Musiktheoretiker.
Zunächst erhielt er seine musikalische Ausbildung in Klosterneuburg, Melk und möglicherweise Wien. Anschließend studierte er 1755–1757 bei den Jesuiten in Raab (Györ/H), wo er auch als Organist wirkte. 1757–1759 war er Organist der Wallfahrtskirche Maria Taferl und 1759–1765 des Stifts Melk. Spätestens ab 1767 lebte er in Wien; 1771–1793 war er Kapellmeister der Karmeliterkirche und ab 1793 Domkapellmeister an St. Stephan sowie 1772–1793 Organist der Wiener Hofmusikkapelle (zunächst 2., ab 1791 1. Hoforganist). Entsprechend seiner Stellung als Kapellmeister der Karmeliterkirche und Domkapellmeister an St. Stephan liegt der Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens auf vokaler und instrumentaler Kirchenmusik. Er war ein gesuchter Kompositionslehrer und anerkannter Musiktheoretiker, zu dessen zahlreichen Schülern auch Ludwig van Beethoven zählte.
In Bruckners Nachlass fanden sich Drucke von Präludien und Fugen Albrechtsbergers, die möglicherweise zu seinem frühem Orgelrepertoire (Orgel) gehörten, namentlich je ein Exemplar der Fuga sopra il thema do, re, mi, fa, sol, la (op. 5, für Orgel/Cembalo, ca. 1789), der Sei Fughe e Preludie (op. 6, für Orgel/Cembalo, ca. 1787), der Sechs Präludien (op. 12, für Orgel/Pianoforte, ca. 1802–1810) und der 6 Fugues (op. 17, für Orgel/Pianoforte, ca. 1810). Bei dem in Max Auers Verzeichnis der nachgelassenen Musikalien ebenfalls unter Albrechtsberger angeführten Druck „Prelud. und Fuga C-Dur: Griepenkerl und Roitszch-Peters“ (Göll.-A. 2/1, S. 336) handelt es sich vermutlich um ein Orgelwerk Johann Sebastian Bachs. Die Noten tragen weder Besitzvermerke noch Datierungen. August Göllerich und Auer schlossen in ihrer Bruckner-Biografie (Göll.-A. 1, S. 92, 167) offensichtlich aus der bloßen Existenz der Noten, dass Bruckner Fugen Albrechtsbergers im Unterricht bei seinem Cousin Johann Baptist Weiß 1835/36 in Hörsching studiert habe, weiters Präludien und Fugen während seiner Zeit als Schulgehilfe in Windhaag (1841–1843). Denkbar wäre jedoch auch, dass Bruckner sich erst Mitte der 1840er Jahre mit den genannten Werken auseinandersetzte, zu einem Zeitpunkt, wo erste Orgelfugen – Andante (Vorspiel) und Nachspiel für Orgel in d-Moll, Vorspiel und Fuge in c-Moll – seine gesteigerten Ambitionen als Organist und Komponist dokumentieren.
Aus der Zeit von Bruckners autodidaktischen Kontrapunktstudien in St. Florian stammt eine eigenhändige Abschrift der Schlussfuge aus Albrechtsbergers Missa in C pro coronatione Francisci II. Budae peragenda (1792; Stift St. Florian, Bruckner-Archiv, 20/65a).
Werke
- 6 Oratorien, 32 Messen
- Symphonien
- Kammermusik
Schriften
- Gründliche Anweisung zur Composition, mit deutlichen und ausführlichen Exempeln, zum Selbstunterrichte erläutert und mit einem Anhange: Von der Beschaffenheit und Anwendung aller jetzt üblichen musikalischen Instrumente. Leipzig 1790
- Ausweichungen von C dur und C moll in die Übrigen Dur und Moll Töne […]. Wien o. J.
- Kurze Regeln des reinsten Satzes […]. Wien o. J.
Literatur
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 1, S. 92, 167, und 2/1, S. 336
- Alexander Matthias Schramek-Kirchner, Johann Georg Albrechtsbergers Fugenkompositionen in seinen Werken für Tasteninstrumente. 3 Bde. Diss. Wien 1955
- Walter Schulten, Anton Bruckners Entwicklung in der St. Florianer Zeit (1845–1855). Diss. Mainz 1956
- Dorothea Schröder, Die geistlichen Vokalkompositionen Johann Georg Albrechtsbergers. Thematischer Katalog. Hamburg 1987
- Robert W. Wason, Viennese Harmonic Theory from Albrechtsberger to Schenker and Schoenberg. 2. Aufl. Rochester/NY 1995
- Rainer Boss, Gestalt und Funktion von Fuge und Fugato bei Anton Bruckner. Tutzing 1997
- Robert N. Freeman, Art. „Albrechtsberger, Johann Georg“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 1 (1999), Sp. 388–398
- Paul Hawkshaw, Anton Bruckner’s Counterpoint Studies at the Monastery of Saint Florian, 1845–55, in: The Musical Quarterly 90 (2007) H. 1, S. 90–122
- Uwe Harten/Christian Fastl, Art. „Albrechtsberger, Familie“, in: www.musiklexikon.ac.at [7.12.2018]