Masur, Kurt
* 18.7.1927 Brieg/Schlesien (Brzeg/PL), † 19.12.2015 Greenwich, Connecticut/USA. Dirigent.
Nach dem Studium in Breslau und Leipzig begann Masur 1948 seine Laufbahn als Dirigent in Halle an der Saale, ging dann nach Erfurt und Leipzig und war 1960–1964 Chefdirigent an der Komischen Oper Berlin unter Walter Felsenstein (1901–1975). 1955–1958 und 1967–1972 war er Dirigent der Dresdner Philharmonie. 1970–1997 übernahm er die Leitung des Leipziger Gewandhausorchesters (seit 1997 Ehrendirigent), das unter ihm eine Blütezeit erlebte. Masur setze sich für den Bau des Neuen (dritten) Gewandhauses als repräsentativen Konzertsaal mit ausgezeichneter Akustik ein, das 1981 eröffnet werden konnte. 1991–2002 Chefdirigent des New York Philharmonic, 2000–2007 Musikdirektor des London Philharmonic Orchestra und 2002–2008 musikalischer Leiter des Orchestre National de France.
Masur war einer der prominentesten Dirigenten der DDR und erhielt Einladungen zu Gastspielen in Europa und Amerika. Mit dem Gewandhausorchester unternahm er über 900 Tourneen, u. a. auch mit Bruckners Dritter Symphonie. Zahlreiche Tonaufnahmen entstanden aus der Zusammenarbeit mit diesem Orchester. Aufgrund seines politischen Engagements während der Friedlichen Revolution 1989 wurde Masur zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig ernannt. Neben zahlreichen anderen Ehrungen – wie dem Ehrendoktorat der Karl-Marx-Universität Leipzig (1984) und der University of Michigan (1987) – erhielt er 2014 die Kilenyi-Medaille der Bruckner Society of America.
Masur, der sich zeitlebens für die Werke Bruckners einsetzte, 1974 in Leipzig einen zehn Konzerte umfassenden Bruckner-Zyklus mit sämtlichen Symphonien und dem Te Deum leitete und 1987 auch Initiator eines Bruckner-Symposions (Symposien und Tagungen) in Leipzig war, spielte mit dem Gewandhausorchester eine Gesamtaufnahme der Bruckner-Symphonien ein (Diskografie), die sich durch ihre Vitalität ebenso auszeichnet wie durch subtile Befolgung aller Vortragsbezeichnungen.
Literatur
- Karl Zumpe (Hg.), Kurt Masur. Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Frankfurt am Main 1990
- Claudius Böhm/Sven-W. Staps (Hg.), Das Leipziger Stadt- und Gewandhausorchester. Dokumente einer 250jährigen Geschichte. Leipzig 1993, S. 240
- Johannes Forner, Kurt Masur. Zeiten und Klänge (List Taschenbuch 60341). München 2003
- Johannes Forner, Art. „Masur, Kurt“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 11 (2004), Sp. 1300f.
- Walter Dobner, „Voller Momente der Stille“. Bruckner, Karajan und weitere Dirigierprominenz, in: IBG-MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 70 (Juni 2008), S. 25–28
- ABCD
- www.kurtmasur.com/bio.html [5.3.2019]
- Wilhelm Sinkovicz, Kurt Masur: Von der Montags-Demo nach Manhattan, in: Die Presse 20.12.2015 https://diepresse.com/home/kultur/klassik/4891179/Kurt-Masur_Von-der-MontagsDemo-nach-Manhattan [5.3.2019]
- www.spiegel.de/kultur/musik/kurt-masur-nachruf-auf-den-deutschen-dirigenten-a-1068740.html [5.3.2019]