Standthartner (Standhartner), Josef

* 4.2.1818 Troppau/Österreichisch-Schlesien (Opava/CZ), † 29.8.1892 Wien/A. Arzt, Sänger, Musikfreund.

Standthartner studierte 1835–1843 Medizin in Wien, wo er ab 1843 am Allgemeinen Krankenhaus (AKH, ab 1857 als Primararzt) und als Leibarzt von Kaiserin Elisabeth tätig war. Daneben führte er eine Privatpraxis und behandelte Mitglieder des Kaiserhauses. Er war Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und Ehrenmitglied des Wiener Akademischen Wagner-Vereins, an dessen Gründung er wesentlich beteiligt war. 1892 wurde er Hofrat. Standthartner war Träger mehrerer Auszeichnungen. Durch seine Ehe mit Wilhelmine Schönaich wurde er zum Stiefvater des Musikkritikers Gustav Schönaich. Seine Nichte, die Sängerin Henriette (1866–1933), war 1892–1910 mit dem Dirigenten Felix Mottl verheiratet.

Als Kunstfreund pflegte er freundschaftliche Beziehungen zu Richard Wagner, den er 1861 kennen gelernt hatte, und anderen Künstlern seiner Zeit. Seine Wohnung in der Seilerstätte (Wien, 1. Bezirk) und ab 1865 im AKH war ein kulturelles Zentrum Wiens. „Wer die Geschichte des Wiener Musiklebens in dem Zeitabschnitte von Mitte der fünfziger bis Ende der siebziger Jahre schreiben würde, könnte diesen Namen nicht oft genug wiederholen“ (Przibram, S. 81). Seine Wohnung war u. a. auch 1875 Schauplatz der ersten Lesung des 3. Aktes der Götterdämmerung durch Wagner in Anwesenheit u. a. von Bruckner, Josef Rubinstein (1847–1884) und Amalie Materna (1844–1918). Im April 1885 traf Bruckner mit Standthartner in Anwesenheit von Schönaich und August Stradal mit Franz Liszt im Schottenhof (Wien, 1. Bezirk) zusammen.

Literatur
  • Aufruf! [Gründung „Wagner-Verein“], in: Die Presse 23.12.1871, S. 10f.
  • † Hofrath Dr. Joseph Standthartner, in: Neue Freie Presse 29.8.1892, S. 2f., 5
  • Ludwig von Przibram, Erinnerungen eines alten Österreichers. Bd. 1. Stuttgart–Leipzig 1910
  • Max von Millenkovich-Morold, Wagners Kampf und Sieg. Dargestellt in seinen Beziehungen zu Wien. 2 Bde. Zürich–Leipzig–Wien 1930
  • Richard Wagner. „Schusterlied“ aus der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“. Früheste Reinschrift. Faksimile nach dem Autograph in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Hrsg. Ernst Hilmar. Tutzing 1988
  • Andrea Harrandt, Gustav Schönaich – Ein Wiener Falstaff, Musikkritiker und Bohemien, in: Musicologica Austriaca 13 (Im Schatten der Großen). Wien 1995, S. 77–125
  • ABCD
  • Daniela Angetter/Andrea Harrandt, Art. „Standthartner, Josef“, in: www.biographien.ac.at [27.5.2019]
  • Barbara Boisits, Art. „Standthartner (Standhartner), Josef“, in: www.musiklexikon.ac.at [27.5.2019]

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 27.5.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Hofopernsängerin Henriette Standhartner, in: An der Schönen Blauen Donau 5 (1890) H. 20, S. 480/1

Normdaten (GND)

Standthartner (Standhartner), Josef: 117208914

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