Schönaich, Gustav

* 24.11.1840 Wien/A, † 8.4.1906 Wien. Beamter, Journalist, Musikschriftsteller.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und einer Beamtenlaufbahn (Rechtskonsulent der Bodencreditanstalt) widmete er sich seit Mitte der 1880er Jahre ganz der schriftstellerischen Tätigkeit und schrieb u. a. für das Neue Wiener Tagblatt (1892–1896), die Neue Musikalische Presse (1895/96) und 1897–1907 für die Wiener Allgemeine Zeitung. Er verfasste zahlreiche Kritiken, Rezensionen und Feuilletons und wurde von seinen Zeitgenossen wegen seiner Toleranz und Bildung sowie wegen seines ausgefeilten, prägnanten Stils geschätzt. Mitglied des Schriftsteller- und Journalistenvereines Concordia. Durch seinen Stiefvater Josef Standthartner, Freund Richard Wagners, fand er schon früh direkten Zugang zum Wiener Musikleben, stand mit vielen Persönlichkeiten in Kontakt und zählte auch zu den frühen Förderern von Hugo Wolf. Sein Bruder Franz Xaver (1844–1916), österreichischer General und Kriegsminister, war zeitlebens ein Verehrer Bruckners und Wagners.

Schönaich hörte die Uraufführung von Bruckners Zweiter Symphonie am 26.10.1873 und dürfte spätestens am 4.3.1875 bei Wagners Lesung des 3. Aktes der Götterdämmerung im Haus seines Stiefvaters mit dem Komponisten in persönlichen Kontakt gekommen sein. Friedrich Eckstein berichtet von einem Zusammentreffen in Klosterneuburg im Jahre 1885. In der Folge trat Schönaich immer wieder vehement für das Werk des Komponisten ein, nicht ohne jedoch unvoreingenommen Kritik zu üben. Er war auch bei der Aufführung des Adagio aus der Siebenten Symphonie am 30.5.1885 in Karlsruhe dabei – mit dem Dirigenten des Konzertes, Felix Mottl, war er nicht nur befreundet, sondern sogar verwandt. Er pflegte aber auch freundschaftlichen Umgang mit dem Bruckner-„Antipoden“ Johannes Brahms und war allem Neuen aufgeschlossen.

Von der Aufführung der Dritten Symphonie war Schönaich erschüttert (Briefe II, 910115/3) und anlässlich der Erstaufführung der Achten Symphonie am 13.12.1891 schrieb er an Bruckner: „Es sind nun fast 8 Tage vergangen, seit Deine Symphonie ihren ersten Triumph erlebt hat und ich das Bedürfnis empfinde, den mächtigen Eindruck, den ich fürs Leben von Deinem Werke mitgenommen Dir dankend zu bestätigen. […] Dein Werk ist ein Doctorat für die Ewigkeit – es steht da wie ein neues Gebirge, welches Naturgewalten über Nacht aufgethürmt und die Pforten der kritischen Hölle werden es nicht überwältigen.“ (Briefe II, 911220).

Schriften
  • zahlreiche Rezensionen
  • Feuilleton. Iphigenia in Aulis, in: Wiener Montags-Journal 24.9.2894, S. 1ff.
  • Anton Bruckner, in: Neue Musikalische Presse 3.3.1895, S. 1f.
  • Theater und Kunst. „Die verkaufte Braut“, in: Die Presse, Abendausgabe 5.10.1896, S. 3
Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 27.5.2019

Medien

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Normdaten (GND)

Schönaich, Gustav: 140620923

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft