Vockner, Josef (Franz Ignaz)

* 18.3.1842 Ebensee, Oberösterreich/A, † 11.4.1906 Wien/A. Organist, Komponist.

Vockner war ein Landsmann Bruckners und entstammte dem gleichen Milieu (Lehrerfamilie). Über Jahrzehnte hin war er ein besonders enger Vertrauter Bruckners. Vockner gelangte über Bad Ischl (1858) wahrscheinlich 1871 nach Wien, wo er zunächst als privater Musiklehrer und Organist tätig war. 1890 wurde er in der Nachfolge Bruckners (sicher auf dessen Betreiben hin) Professor für Orgelspiel am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.

Vockner war der ausdauerndste private Theorieschüler Bruckners. Das Studienmaterial, das auch Eintragungen von der Hand des Lehrers enthält, blieb in großen Teilen erhalten (6 Bde.). Aus darin enthaltenen Datumseintragungen und aus Kalendereintragungen Bruckners ergibt sich eine etwa zwölfjährige Studiendauer (später mit geringerer Intensität) von spätestens 1876–1888. Vockner hat also etwa zur selben Zeit sein Studium begonnen, in der Bruckner seine Lehrtätigkeit an der Universität Wien aufnahm.

Aus diversen erhaltenen Mitschriften von Schülern (Ernst Schwanzara, Carl Speiser, P. Oddo Loidol, Karl Heissenberger, Friedrich Eckstein) ergeben sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Universitätskolleg und Vockners Studien. Hier wie dort hat sich Bruckner im Fach Harmonielehre an Simon Sechters Vorbild gehalten. Wenngleich im vorhandenen Material die Ausführungen zur Harmonielehre am ausführlichsten dokumentiert ist, geht auch aus Vockners Studien hervor, welch großes Augenmerk Bruckner auf Übungen in Kanonkomposition, ein- und mehrfachem Kontrapunkt und auf Fugenkomposition legte.

Mit Vockner hatte Bruckner aber keinen Laien, sondern einen bereits vorgebildeten professionellen Musiker zum Schüler. Dementsprechend enthalten die Studienmaterialien weniger verbale Ausführungen zu Satzregeln als viele Exempla, auch ausführliche Vertiefungen einzelner Gegenstände und intensive Korrekturvorgänge.

Werke

• 2 Oratorien
• 1 Symphonie
• Messen und andere kirchenmusikalische Werke
• Kammermusik
• Klavier- und Orgelmusik
• Lieder

Literatur

• Erich Schenk/Gernot Gruber, „Die ganzen Studien“. Zu Josef Vockners Theorieunterricht bei Anton Bruckner, in: Bruckner-Studien 1975Othmar Wessely (Hg.), Bruckner-Studien. Festgabe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum 150. Geburtstag von Anton Bruckner (Veröffentlichungen der Kommission für Musikforschung/Philosophisch-Historische Klasse 16). Wien 1975, S. 349–377
• Norbert Tschulik, Der Bruckner-Schüler Josef Vockner, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1989/1990, S. 289–302
• Christian Fastl, Art. „Vockner, Josef Franz Ignaz“, in: www.musiklexikon.ac.at [21.1.2019]