Sechter, Simon

* 11.10.1788 Friedberg/Böhmen (Frymburk/CZ), † 10.9.1867 Wien/A. Organist, Komponist und Musiktheoretiker.

Bruckners Kompositionslehrer 1855–1861. Nach zweijähriger Ausbildung in Oberösterreich war Sechter seit 1804 zunächst als Privatlehrer in Wien tätig, 1810–1825 unterrichtete er Gesang und Klavier am k. u. k. Blindenerziehungsinstitut in der Josefstadt. 1824 zweiter, 1825 erster Hoforganist. Er wirkte auch am Konvikt der Hofsängerknaben. Von 1851 bis zu seinem Tode lehrte er am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien als Professor für Generalbass und Kontrapunkt. Zu seinen Schülern zählen u. a. Franz Grillparzer, Franz Schubert, Sigismund Thalberg (1812–1871), Gustav Nottebohm (1817–1882), Carl Ferdinand Pohl (1819–1887), Johann Herbeck und Carl Michael Ziehrer (1843–1922). Sechter galt zu Lebzeiten unbestritten als musiktheoretische Instanz; als Komponist hatte er dagegen wenig Resonanz.

Bruckners Lehrzeit bei Sechter begann im Juli 1855 mit der Vorlage der Missa solemnis. Der Schüler befasste sich mit dem Lehrstoff teils in intensivem Selbststudium, teils bei längeren Aufenthalten in Wien (Sommer 1858 und 1859 sowie Fastenzeit 1860 und 1861), an deren Ende er jeweils Prüfungen ablegte. Die erhaltenen Zeugnisse markieren Bruckners Studienfortgang. Er umfasste Fundamentalbasstheorie, das Harmonisieren von Melodien, ein- bis vierfachen Kontrapunkt, Kirchenstil, Kanon und Fuge. Sechters Lehrbuch Die Grundsätze der musikalischen Komposition (1853/54) bildete die Basis des Unterrichts. Für einfachen Kontrapunkt benutzte Bruckner ein Manuskript seines Lehrers, für Kanon und Fuge ist ähnliches anzunehmen (Santini-Studienbuch).

Als Professor für Harmonielehre und Kontrapunkt trat Bruckner 1868 die Nachfolge Sechters am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien an. 1878 folgte er ihm in der Position eines Hoforganisten nach. In jüngerer Zeit wurden mehrfach Versuche unternommen, auf der Basis von Sechters Theorie Bruckners Harmonik und Metrik zu analysieren.

Mit dem Neffen seines Lehrers, dem in Wien tätigen Lehrer und Präsidenten des deutschen Böhmerwald-Bundes Moritz Sechter (ca. 1855–1907), pflegte Bruckner um 1888 freundschaftliche Beziehungen.

Werke
  • Opern, Oratorien
  • 25 Messen, 2 Requien, 2 Te Deum, kleinere kirchmusikalische Werke
  • Kammermusik
  • Klavier- und Orgelstücke
  • Lieder
Schriften
  • Die Grundsätze der musikalischen Komposition. 3 Bde. Leipzig 1853/54
Literatur

MARTIN EYBL

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 2.9.2020

Medien

Kategorien

Abbildungen

Abbildung 1: Simon Sechter, in: Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung 9 (1882) H. 26, S. 273

Normdaten (GND)

Sechter, Simon: 118612514

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft