Bilse, (Johann Ernst) Benjamin

* 17.8.1816 Liegnitz/Schlesien (Legnica/PL), † 13.7.1902 Liegnitz. Kapellmeister und Komponist.

Ausbildung als „Stadtmusicus“, dann Violinunterricht in Wien, wo er in der Kapelle von Johann Strauss Vater (1804–1849) spielte. 1842–1865 war er Leiter der Stadtkapelle Liegnitz, mit der er als Bilse‘sche Kapelle ausgedehnte Konzertreisen unternahm. 1867–1882 trat er mit seiner Kapelle im Berliner Concerthaus an der Leipziger Straße auf und veranstaltete mehr als 3.000 der legendären „Bilse-Konzerte“. Ausgedehnte Konzertreisen führten ihn quer durch Europa (u. a. St. Petersburg, Riga, Warschau, Amsterdam und Wien, schon 1867 zur Weltausstellung nach Paris, wo Johann Strauss [Sohn] mit ihnen den Donauwalzer dirigierte). 1882 kam es zum Streit mit 54 Musikern der Kapelle, die darauf ein eigenes Orchester gründeten (ab Mai 1882 unter dem Namen Berliner Philharmonisches Orchester). Bilse, der anerkannte Orchestererzieher, gründete umgehend ein neues Orchester, verließ aber schon 1885 Berlin und zog sich nach Liegnitz zurück.

Wilhelm Tappert gelang es 1876, Bilse für Bruckner zu interessieren, und forderte diesen auf, seine Vierte Symphonie und eine biografische Darstellung nach Berlin zu senden. In der Folge verhandelte Bruckner über Tappert wegen einer möglichen Uraufführung der Vierten unter Bilse im Frühjahr 1877 (Bruckner wollte sogar die Kopierkosten übernehmen), die aber wegen Revisionen Bruckners nicht zustande kam; ebenso unterblieb eine angebotene Aufführung der 2. Fassung der Dritten nach deren Erstaufführung in Wien am 16.12.1877 (unter Bruckners Leitung). Im Oktober 1878 wurden im Briefwechsel Bruckner-Tappert außer der Vierten auch die (veränderte) Zweite Symphonie und wieder die Dritte für eine Aufführung in Berlin ins Auge gefasst („reservirt [sic] für Berlin“, Briefe I, 781209). Die 1876 übersandte Partiturabschrift der Vierten samt Stimmen gab Bilse erst 1886 (also nach seinem Rückzug aus Berlin) an Tappert zurück, der (vermutlich nicht nur) die Partitur bis 1902 in Berlin behielt.

Werke
  • Zahlreiche Walzer, Polkas, Quadrillen und Märsche für großes Orchester und kammermusikalische Besetzung, davon 42 gedruckt
  • Bearbeitungen von Opern, Potpourris, Liedern für Soloinstrumente bzw. Orchester
Literatur

UWE HARTEN

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 8.4.2019

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