Strauss, Brüder

Johann (Sohn): * 25.10.1825 St. Ulrich, Niederösterreich/A (Wien/A, 7. Bezirk), † 3.6.1899 Wien. Komponist, Dirigent.

Wurde am Wiener Polytechnikum ausgebildet, musikalische Studien betrieb er bei Václav Plachý (1785–1858), Franz Amon, Anton Kohlmann, Joachim Hoffmann (1784–1856) und Josef Drechsler (1782–1852). 1844 begann er – gegen den Willen des Vaters – seine international sehr erfolgreiche Karriere als Kapellmeister und Tanzmusik- sowie Operettenkomponist; 1863 Hofballmusikdirektor.

Strauss, der wie sein Freund Johannes Brahms im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in Wien eine künstlerische und gesellschaftliche Institution war, soll am 21.3.1886 zusammen mit seiner Frau Adele der Wiener Erstaufführung der Siebenten Symphonie im Musikverein beigewohnt haben: Die Wiener Philharmoniker spielten unter der Leitung von Hans Richter, einem der Tarockpartner von Johann Strauss. Ein angeblich unmittelbar nach dem Konzert von Strauss an Bruckner gesandtes Telegramm ist verschollen: „Bin ganz erschüttert – es war einer der größten Eindrücke meines Lebens.“ (Göll.-A. 4/2, S. 433). Auch wenn sich Strauss ansonsten offenbar nie näher für die Werke Bruckners interessiert hatte, suchte er doch dessen persönliche Bekanntschaft und lud ihn zu sich ein. Adalbert von Goldschmidt berichtete sogar von einer Verbrüderung der beiden (Göll.-A. 4/2, S. 468). Ein Besuch Bruckners am 5.5.1888 ist jedenfalls verbürgt. Zu einer intensiveren Beziehung zwischen beiden, die Bruckner bei seinem Kampf um Anerkennung in Wien vielleicht nützlich gewesen wäre, ist es nicht gekommen. Die Charaktere und die musikalischen Ziele waren wohl doch zu verschieden.

WERKE
  • 16 Bühnenwerke (Operetten, Opern)
  • über 400 Walzer, Polkas, Quadrillen, Galopps etc.

Eduard: * 15.3.1835 Leopoldstadt, Niederösterreich/A (Wien/A, 2. Bezirk), † 28.12.1916 Wien. Komponist, Dirigent.

Von der Mutter gefördert, erhielt er Musiktheorie-, Violin- und Klavierunterricht; Harfestudium bei Anton Zamara (1823–1901), Kompositionsschüler von Gottfried Preyer. 1861 debütierte er als Dirigent, es folgte eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bruder Johann und zahlreiche Tourneen mit seinem Unterhaltungsmusik-Orchester; 1872 Hofballmusikdirektor.

Mit dem jüngsten der drei Strauss-Brüder traf Bruckner am 30.11.1873 zusammen, als Eduard Strauss mit seinem Orchester anlässlich des 25‑jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. im Wiener Musikverein ein Konzert veranstaltete, bei dem Bruckner an der Orgel mitwirkte: Der Aufführung der Caecilien-Hymne von Charles Gounod (1818–1893) folgte eine Orgelimprovisation Bruckners (Improvisationen). 20 Jahre später, am 23.3.1893, stellte Eduard Strauss sein Orchester für die erste Konzertaufführung von Bruckners Messe in f-Moll mit dem Chor des Wiener Akademischen Wagner-Vereins zur Verfügung. Die Messe wurde – wieder im Musikverein – von Josef Schalk dirigiert. Beide Ensembles mussten verstärkt werden.

WERKE
  • Über 300 Werke (v. a. Tanzmusik und Potpourris)

Mit dem dritten Bruder, Josef (* 20.8.1827 Mariahilf, Niederösterreich [Wien/A, 6. Bezirk], † 22.7.1870 Wien), dürfte Bruckner keinen Kontakt gehabt haben, vermutlich weil dieser schon zwei Jahre nach Bruckners Übersiedelung nach Wien starb.

Literatur

CHRISTIAN K. FASTL, NORBERT RUBEY

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 2.5.2019

Medien

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Abbildungen

Abbildung 1: An der Schönen Blauen Donau 2 (1887) H. 14, S. 336/1

Abbildung 2: Johann-Strauss-Denkmal im Stadtpark (© Andrea Singer)

Abbildung 3: Johann-Strauss-Stern auf der Wiener Ringstraße (© Andrea Singer)

Normdaten (GND)

Strauss, Eduard: 118755838

Strauss, Johann (Sohn): 11861908X

Strauss, Josef: 118809555

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft