Schlesinger (Verlag)
Musikverlag mit Sitz in Berlin und Paris, 1795 von Adolph Martin (eigentl. Abraham Moses) Schlesinger (* 4.10.1769 Sülz/Schlesien [Biała/PL], † 11.10.1838 Berlin/D) als Handel und Leihanstalt für Bücher, Musikalien und Landkarten gegründet. Von Anfang an setzte man auf ein Netzwerk zu anderen Verlagen (Simrock, Breitkopf & Härtel, Nägeli). 1810 eröffnete Schlesinger ein erstes Geschäftslokal und begann 1811 auch eigene Verlagsprodukte herauszubringen, wobei Gaspare Spontini (1774–1851) und Carl Maria von Weber (1786–1826) zu den wichtigsten Trägern dieses neuen Geschäftszweiges wurden. Mit dem Aufschwung Preußens nach 1815 expandierte auch die Firma: Es entstanden Kontakte zu Ludwig van Beethoven, Giacomo Meyerbeer (1791–1864), Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776–1822) und Carl Friedrich Zelter (1758–1832); eine Pariser Zweigniederlassung wurde gegründet. 1836 konnte Schlesinger auf über 2.000 eigene Verlagstitel sowie zahlreiche Musikzeitungen verweisen. Oft selbst das Opfer von Raubdrucken, zählt Schlesinger zu den Ersten, die sich für die Belange des Urheberrechtes in Preußen einsetzten. Der Pariser Verlagsteil wurde von Schlesingers Sohn Moritz (* 30.10.1798 Berlin, † 25.2.1871 Baden‑Baden, Baden-Württemberg/D) eigenständig weitergeführt; die Prokura des Berliner Stammhauses übernahm 1831 Sohn Heinrich (* 1810 Berlin, † 14.12.1879 Berlin); 1844 wurde Heinrich Alleininhaber des Verlages, den er im Sinne des Vaters, jedoch nur vorsichtig erweiternd, führte.
Erst mit dem Verkauf an den Mitarbeiter Robert Emil Lienau 1864 begann der erneute Aufstieg des Unternehmens. Da Lienau den alteingeführten Traditionsnamen A. M. Schlesinger weiterführte, findet sich auch dieser Verlagsname (gemeinsam mit Lienau und Haslinger – alle drei in Personalunion verbunden) auf dem Erstdruck von Bruckners Achter Symphonie (1892). Er erwarb auch die Verlagsrechte für die Dritte Symphonie und das Te Deum, die jedoch beide bei Rättig erschienen.
Literatur
- Judith Picard, Art. „Schlesinger“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 14 (2005), Sp. 1402ff.