Freundt, Familie

Johann: * vor 1615 Passau, Bayern/D, † 3.12.1678 Passau. Orgelbauer.
Oft mit seinem etwa gleichzeitig tätigen Vater Johann Georg Freundt (ca. 1590‒1667) verwechselt. Ab 1642 betrieb er eine Orgelwerkstätte in der Milchgasse in Passau. Er entwickelte als ehemaliger Mitarbeiter von Andreas Butz (ca. 1590–1657) dessen regionaltypischen Stil weiter. Grundlage für den gravitätischen Klang der süddeutschen Frühbarockorgel ist der geschlossene Prinzipalchor (ab 8’, manchmal ab 16’) mit einer mehrchörigen Mixtur als Klangkrone im Hauptwerk. In Rückpositiven wurde der Prinzipalchor etwas kleiner besetzt (ab 4’ oder ab 2’), Gedackte und Flötenstimmen dienten als Füllstimmen. Sein Hauptwerk, die 1636 bis 1642 gebaute Hauptorgel der Stiftskirche Klosterneuburg (III/35), wurde nach einigen Umbauten wieder hergestellt und zählt zu den bedeutendsten erhaltenen Orgeln aus dem 17. Jahrhundert.

Sein Sohn
Leopold: *ca. 1640 (Ort?), † 19.4.1722 Passau. Orgelbauer. Er übernahm den Betrieb seines Vaters in Passau, bei dem er auch gelernt haben dürfte. 1695–1722 Ratsbürger und 1710–1715 Stadthauptmann von Passau. 1709 heiratete eine seiner Töchter Johann Ignaz Egedacher (1675–1744), der die Werkstätte übernahm.
Auf der 1680–1682 von ihm erbauten, zwischenzeitlich mehrmals reparierten Orgel im Stift Kremsmünster (II/20) führte Bruckner am 11.12.1849 sein Requiem in d‑Moll (WAB 39) auf. Von da an kam er wiederholt nach Kremsmünster und spielte bei diesen Gelegenheiten im Rahmen von Konzerten und Hochämtern häufig die Orgel. Die Freundt-Orgel wurde allerdings schon in den Jahren 1854–1858 durch eine Orgel von Ludwig Mooser ersetzt.

Ab 1869 war Bruckner regelmäßig Gast im Stift Klosterneuburg, wo er bis zu seinem letzten Besuch zu Weihnachten 1894 bei Hochämtern und anderen Gelegenheiten die mehrfach renovierte Freundt-Orgel spielte, u. a. auch am 15.11.1885 in Anwesenheit Kaiser Franz Josephs I. anlässlich des 400. Jubiläums der Heiligsprechung Markgraf Leopolds III.

Bei seinen Besuchen in Vöcklabruck soll Bruckner laut Franz Leitner (1982, 1993 und 1999), wie später seine Großnichte Laura Hueber, auf der Orgel von Leopold Freundt in der Stadtpfarrkirche Maria Schöndorf gespielt haben. Diese ursprünglich für die Marienkapelle des Stifts St. Florian gebaute Orgel war 1746 in die Stadtpfarrkirche Maria Schöndorf übertragen worden und wurde erst 1959 durch ein neues Werk ersetzt.

Möglicherweise machte Bruckner 1848 oder zu einem anderen Zeitpunkt auch mit der Orgel von Leopold Freundt im Stift Seitenstetten Bekanntschaft. Am 1.7.1848 stellte ihm der Seitenstettener Stiftsorganist Joseph Anton Pfeiffer (1776–1859) ein Zeugnis über seine Fähigkeiten als Organist und Komponist aus. Laut einem Brief P. Otto Fehringers (1844–1930) an den Seitenstettener Regenschori Marian Wenger (1840–1909) vom 2.6.1872 soll Bruckner vor dem Abbruch der Freundt-Orgel 1876 mehrmals in Seitenstetten gewesen sein (Wagner, S. 137f.); hierfür finden sich jedoch keine Belege.

Literatur

MIRJAM KLUGER, KARL MITTERSCHIFFTHALER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 5.6.2023

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Normdaten (GND)

Freundt, Johann: 130586099

Freundt, Leopold: 130586110

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft