Vexilla regis (WAB 51) „Vexilla regis prodeunt“

Hymnus für vierstimmigen gemischten Chor a cappella, phrygisch, „Sehr langsam“

EZ: 9.2.1892
UA: 15.4.1892 (Karfreitag) in St. Florian (Bernhard Deubler)
Aut.: ÖNB‑MS (Mus.Hs.24262)
ED: Album der Wiener Meister. Eine Erinnerung an die Internationale Ausstellung für Musik- und Theaterwesen in Wien 1892. Weinberger, Wien 1892
NGA: Band XXI (Hans Bauernfeind/Leopold Nowak, 1984) und Revisionsbericht (1984)

Der gregorianische Hymnus „Vexilla regis“, ein jambischer Dimeter, stammt von Venantius Fortunatus (ca. 530–609) und wurde erstmals am 19.11.569 in Poitiers zur Übertragung einer Kreuzreliquie durch Kaiser Justin II. in das Kloster Saint-Croix gesungen.

In der katholischen Liturgie ist der Hymnus Teil der Vesper zum Passionssonntag (5. Fastensonntag). Er wird auch in der Liturgie des Karfreitags gesungen.

Bruckner schuf eine der Gattung „Hymnus“ entsprechende strophische Vertonung nach dem Liber Usualis, der die Strophen 1 (verändert), 3 (verändert), 4–5 (unverändert), 6 (geringfügig verändert) des ursprünglichen Textes sowie zwei für den liturgischen Gebrauch hinzugefügte Strophen umfasst.

Trotz aller Schlichtheit ist diese letzte für den liturgischen Gebrauch geschaffene Komposition Bruckners von großer musikalischer und theologischer Dichte: So weist die phrygische Tonart in ihrem speziellen Ausdruckscharakter auf die Karfreitagsklage hin, die „spes unica“, die im Kreuz liegende „einzige Hoffnung“, wird im steilen Unisono-Anstieg erreicht, harmonische Wendungen werden ganz in den Dienst inhaltlicher Aussagen gestellt, wie z. B. die auf die „spes unica“ folgende, durch viele Kreuzvorzeichen und ein strahlendes H‑Dur hervorgehobene Stelle „fulget crucis mysterium“ („es erstrahlt das Geheimnis des Kreuzes“). Die letztgenannten Takte sind auch durch das einzige f in einem sonst durchgehend p auszuführenden Satz betont.

Bruckner, der zeitlebens durch die Liturgie der Passions- und Osterzeit zutiefst beeindruckt war, hatte dieses Werk für St. Florian „nach reinem Herzensdrange componirt“, wie er an den Regens chori Deubler schrieb, und empfahl, die Einstudierung mit den Sängerknaben möge „sehr langsam“ sein (Briefe II, 920307/1). Das vollständige Autograf wurde ursprünglich auf Wunsch von Ignaz Bruckner von Theodor Reisch am 12.10.1897 an Karl Aigner nach St. Florian verschenkt.

Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 29.5.2017

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Erstdruck

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft