Weinberger (Verlag)

1885 von Josef Weinberger (* 6.5.1855 Szent-Miklos/Ungarn [Liptovský Mikuláš/SK], † 8.11.1928 Wien/A) gegründeter und bis heute bestehender Musikverlag in Wien mit Zweigstellen in London und Frankfurt am Main. Anfangs führte Weinberger den Verlag gemeinsam mit Carl Hofbauer (* ?, † ?), ab 1890 alleine. Bereits 1889 erfolgte die Gründung einer Zweigniederlassung in Leipzig. Weinberger konnte sich innerhalb weniger Jahre als einer der Marktführer in Wien etablieren und sich mit einem Album der Wiener Meister bei der Internationalen Ausstellung für Musik und Theaterwesen 1892 in Wien vor großem Publikum präsentieren; in dem Album wurde neben Werken von Johannes Brahms, Karl Goldmark, Robert Fuchs, Richard Heuberger, Johann Strauss, Franz von Suppé (1819–1895), Carl Michael Ziehrer (1843–1922) etc. auch Bruckners Vexilla regis erstveröffentlicht (auf S. 7f., die Reihung im Album ist alphabetisch). In der Folgezeit baute Weinberger den Verlag auf zwei Standbeinen auf: zeitgenössischer Musik (er zählt zu den wichtigsten Verlegern Gustav Mahlers und war der Entdecker Ermanno Wolf-Ferraris [1876–1948]) und Operette. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die zerstörten Verlagshäuser in Wien und London wieder aufgebaut und 1935 der von Franz Lehár (1870–1948) gegründete Glocken-Verlag in die Verwaltung übernommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich der Verlag unter dem traditionellen Namen in Wien wieder etablieren (wobei auch die Standorte London und Frankfurt am Main bestehen blieben) und neue Komponisten akquirieren. Josef Weinberger zählt zu den Gründern der AKM 1897 und war bis zu seinem Tod Präsident der Vereinigung. 1901 befand er sich im Gründerkonsortium der Universal Edition.

Bruckner stellte Vexilla regis am 9.2.1892 fertig (ÖNB‑MS, Mus.Hs.24262) und sandte es am 7.3. mit einem Begleitbrief an Bernhard Deubler nach St. Florian, damit dieser das Werk „mit den Knaben recht gut u. sehr langsam studiren“ (Briefe II, 920307/1) möge. Mitte März 1892 kündigte die Neue Freie Presse (15.3.1892, S. 5) – wie auch die Allgemeine Kunst-Chronik mit einem fast identischen Text – an: „In Folge einer Anregung des Wiener Musikverlegers Joseph Weinberger hat die Ausstellungs=Commission die Herausgabe eines ‚Albums der Wiener Meister‘ beschlossen und Herrn Weinberger mit der Durchführung dieser Angelegenheit betraut. Da der ungeschmälerte Reinertrag dieses Albums direct den humanitären Zwecken der Ausstellung zufallen wird, haben die zur Betheiligung an dieser Publication eingeladenen Wiener Componisten mit der größten Bereitwilligkeit ihre Mitwirkung zugesagt, so daß das Album, welches Compositionen von Brahms, Bruckner, Brüll, Robert Fuchs, Goldmark, Grädener, Heuberger, Reinhold, Julius Zellner, ferner von Millöcker, Johann Strauß, Suppé, Zeller und Ziehrer enthalten wird, ebenso ein Bild des musikalischen Schaffens in Wien, als auch eine werthvolle Erinnerung an die Ausstellung bieten wird.“ Bereits Mitte Mai konnte das Album, dessen Verkaufserlös humanitären Zwecken dienen sollte, erworben werden, wie die Neue Freie Presse (Abendblatt 13.5.1892, S. 2) berichtete: „Seit gestern liegt nun dieses eigenartige Werk an zahlreichen Verkaufsstellen in der Rotunde auf und repräsentirt sich äußerlich nicht minder vortheilhaft als nach seinem Inhalte. Den Reigen der Wiener Meister eröffnet Brahms mit einem poesievollen und klangschönen Duett für Alt und Bariton; daran schließt sich Bruckner mit einem kühn concipirten Kirchenchore (in Transcription für Harmonium), während Goldmark durch ein humorvolles Clavierstück: ‚Ländliches Bild‘, vertreten ist; [...] Das schmucke Album, dessen technische Herstellung durchwegs inländische Arbeit ist, dürfte mit seinem reichen Inhalt viele Freunde finden und als Erinnerungsgabe der Ausstellung für ihre Besucher bleibenden Werth behalten.“ Wie der Kontakt zwischen Bruckner und Weinberger bzw. dem Ausstellungs-Komitee abgelaufen ist, kann nicht mit Sicherheit rekonstruiert werden. In den Briefen finden sich keine Hinweise dazu, sodass ein persönlicher Kontakt bzw. der Austausch über Freunde und Gönner (Mäzene) zu vermuten ist. Dass Bruckner für den Druck ein eben fertiggestelltes, noch unbekanntes Werk zur Verfügung stellte und nicht auf Bewährtes zurückgriff, ist ebenso bemerkenswert, wie, dass er ein kirchenmusikalisches Werk für diesen Sammelband auswählte und nicht etwa eines aus der populären Gattung der Männerchöre. Am 22.12.1893 wurde Vexilla regis in Wien durch die Wiener Singakademie unter Hermann Grädener (1844–1929) erstaufgeführt – es ist nicht unwahrscheinlich, dass Grädener auch als Kontaktperson bei der Drucklegung fungiert hatte, zählte er doch zu den Hauptakteuren der Organisation der Wiener Musik- und Theaterausstellung.

1947 bzw. 1948 erschienen im Verlag Weinberger von Louis Dité herausgegebene Sammlungen von Orgelstücken, die auch fragliche Bruckner-Werke beinhalten (Präludienbuch).

Literatur

ELISABETH TH. HILSCHER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.9.2017

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