Grande, Ludwig (Eduard Johann)

* 26.4.1865 Teltsch/Mähren (Telč/CZ), † 25.7.1940 Troppau/Sudetengau (Opava/CZ). Maler, Komponist, Dirigent.

Sein Vater Josef Grande war Gutsverwalter des Grafen Podstatzky-Liechtenstein in Schlackau (Slavkov/CZ) bei Troppau. Ludwig wurde mit 13 Jahren Schüler Bruckners am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Harmonielehre, Kontrapunkt und Orgel) und schloss im Juni 1886 mit dem Diplom seine Studien ab. Weitere Ausbildung bei Franz Krenn (Komposition) und Theodor Leschetizky (1830–1915). Neben seiner musikalischen verfügte er auch über zeichnerische Begabung. 1890 heiratete er Magdalene Waldmüller, Großnichte des Malers Ferdinand Waldmüller (1793–1865), und übersiedelte nach Troppau. Vor der Abreise in seine Heimat erschien in der Österreichischen Musik- und Theaterzeitung (Bd. 1, H. 18, S. 1f.) eine Würdigung seiner Persönlichkeit und Kompositionen. In Troppau gründete er im August 1890 eine Musiklehranstalt, war 1893–1914 Leiter der städtischen Symphoniekonzerte, in denen die Symphonien Ludwig van Beethovens, Johannes Brahms‘, Bruckners, aber auch Werke anderer Komponisten seiner Zeit aufgeführt wurden. In seiner Zeit als Leiter der Singakademie 1912–1927 fanden Aufführungen der Werke von Beethovens (Missa solemnis, Christus am Ölberge), Brahms‘ (Deutsches Requiem), Johann Sebastian Bachs (Johannes-Passion), Georg Friedrich Händels (1685–1759; Messias) etc. statt. Grande schrieb eine fünfbändige Familienchronik und Autobiografie mit vielen Zeichnungen und Karikaturen, die der Familie in den Kriegsjahren abhandengekommen war. Grandes Enkel Fritz Kaiser entdeckte diese Familienchronik im Schlesischen Landesarchiv Troppau. Wilhelm Kaiser (1920–2013), der zweite Enkel, lebte und arbeitete als Grafiker in St. Florian (IKO 351a-c: drei Zeichnungen nach Bruckners Totenmaske aus dem Jahr 1947).

Von Grande existieren mehrere Bruckner-Karikaturen (IKO 13–16, 26, 112, 238). Zu seinem Besuch an Bruckners Krankenbett am 26.7.1895 schrieb Grande im 3. Band seiner Chronik: „Meinen Herzenswunsch, ein Andenken von ihm zu besitzen, hatte ich unausgesprochen gelassen, da ich fürchtete, den Kranken zu treffen. Es lag eine wüste Menge Notenblätter und Skizzen herum, welche gar keinen Wert mehr für den Meister hatten und wahrscheinlich in den Ofen wanderten. Wie gerne hätte ich mir einige erbeten und als teure Andenken, Reliquien, aufbewahrt. So besitze ich nur einige kleine Korrekturen von seiner Hand in meinen Arbeiten. Beim Abschiede hielt ich seine Hand in der meinen, und ergriffen und mit Tränen kämpfend sah ich nun zum letzten Male in das Auge eines Menschen, welcher sterben muß, um unsterblich zu werden.“ (zit. n. Kaiser, S. 53).

Werke
  • 19 Symphonien
  • Chöre
  • Kammermusik
  • Klavierwerke
  • Lieder
Literatur

RENATE GRASBERGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.7.2020

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Abbildungen

Abbildung 1: Österreichische Musik- und Theaterzeitung 1 (1889) Nr. 18, [S. 1]

Abbildung 2: Karikatur von Ludwig Grande, „(Br.[uckner] u. [Franz] Krenn) Unsere Contrapuncta“ (Bruckner-Ikonographie I, Nr. 14).

Normdaten (GND)

Grande, Ludwig (Eduard Johann): 127621806

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft