Troppau (Opava)

Stadt in Nordmähren (Tschechien), an der Oppa gelegen. Bis 1918 Hauptstadt des Kronlandes Österreich-Schlesien. 1878: ca. 89.000, 2019: ca. 56.000 EW.

Im Archiv von Troppau fand sich die Lebenschronik des Bruckner-Schülers Ludwig Grande mit Erinnerungen an und Karikaturen von Bruckner (u. a. IKO 112, Ikonografie) sowie anderen Lehrern des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Grande wirkte später als Musikschuldirektor (1890–1940) und Komponist in Troppau, bemühte sich um Aufführungen Bruckner‘scher Werke und pflegte von dort aus in den Jahren um 1900 mit August Göllerich Kontakt (ein künstlerischer „Gruß aus Troppau“ vom 7.10.1903 ist die Postkarte IKO 112).

Ernst Böck (1857–1924), ein Freund von Anton Oelzelt von Newin, studierte in Wien Medizin und leitete später die Landesirrenanstalt in Troppau. Während seiner Studienzeit hörte er 1874 u. a. Eduard Hanslick sowie 1876 Bruckner an der Universität Wien (vgl. www.demos.ac.at).

Im Februar 1893 besuchte der Chormeister des Männergesangvereins Troppau, Friedrich Keitel, Bruckner in Wien, auch um den Plan einer Symphonie-Aufführung zu besprechen: Die vom Komponisten vorgeschlagene Vierte wurde schon am 19.4.1893 in einem Konzert des Vereins gespielt, der Bruckner am 1.12.1893 zu seinem Ehrenmitglied (Ehrungen) ernannte. In einem Brief des Troppauer Männergesangvereins 1846 an Bruckner vom 20.4.1893 heißt es nach der Erstaufführung der Vierten Symphonie: „War schon beim Bekanntwerden der Aufführung einer Ihrer hervorragenden Tonschöpfungen in den musikliebenden Kreisen unserer Stadt das regste Interesse bemerkbar, so steigerte sich die Bewunderung der andächtig aufhorchenden Zuhörerschaft bei Wiedergabe der Symphonie von Satz zu Satz, und zum Schluße gab das nicht endenwollende Beifallsklatschen den Beweis, welch tiefen Eindruck dieses erhabene Tonwerk bei allen Hörern zurückgelassen hat.“ (Briefe II, 930420).

Am 2.5.1894 erklang in Troppau der Germanenzug, im Juni 1896 führte Grande die Siebente Symphonie auf, weiters erklang diese am 20.12.1905 und 27.11.1912. Das Adagio daraus führte Grande 1898 und 1902 auf. Am 1.12.1924 war von der Troppauer Singakademie und vom Liederkranz das Te Deum unter der Leitung von Grande zu hören. Die Troppauer Erstaufführung von Um Mitternacht (WAB 89) fand am 18.11.1924 statt. Karel Kostera (* 1935) dirigierte 2014 bei einem Konzert zum Gedenken der Opfer des Ersten Weltkrieges neben Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Antonín Dvořák auch Bruckners Locus iste.

Literatur

RENATE GRASBERGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 17.8.2020

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