Gruber, Joseph (Pseud. Josef Wösendorfer)

* 18.4.1855 Wösendorf, Niederösterreich/A, † 2.12.1933 Linz, Oberösterreich/A. Organist, Komponist und Lehrer.

Sohn von Weinhauern. Gruber war Sängerknabe und 1878–1903 Organist im Stift St. Florian. Bei seiner Heirat mit Anna Schmelz (* 17.1.1854 Wösendorf, † ?) am 3.8.1885 in St. Florian war u. a. Josef Mauracher Trauzeuge. 1904–1922 unterrichtete Gruber die Fächer Klavier, Gesang und Orgel am Bischöflichen Lehrerseminar in Linz. Nebenbei war er als Leiter von Kirchenchören und Gesangvereinen in Linz tätig sowie Lehrer an der pädagogischen Kreuzschwesternschule und nach seiner Pensionierung 1922–1933 Privatlehrer. Gruber war bereits ab 1898 kompositorisch tätig, wodurch mehr als 360 Werke entstanden. Ebenso wichtig sind seine Bearbeitungen fremder Werke wie Joseph Ignaz Schnabls (1767–1831) Transeamus usque Bethlehem und Franz Schuberts Deutscher Messe.

Sein Wissen verfeinerte er 1886/87 bei Johann Evangelist Habert (Kompositionslehre) und Bruckner (einfacher/doppelter Kontrapunkt, Harmonielehre, Orgelspiel, Komposition), der ihm in seinen Urlauben im Stift St. Florian und 1887/88 Unterricht erteilte (Schülerinnen und Schüler).

Zu Bruckner, den er im Sommer 1874 kennengelernt hatte, unterhielt Gruber bis zu dessen Tod ein freundschaftlich-kollegiales Verhältnis, das in mehreren Briefen dokumentiert ist. Über Grubers Werke schrieb Bruckner: „Einzelne Werke beurtheilen – das thue ich niemals. […] Nehmen Sie dies allgemeine Urtheil hin, das ich Ihnen hiemit ausspreche: Ihre Werke sind recht praktisch für Kirchenmusik geschrieben, zeigen sehr viel Eifer und Talent für die gute Sache“ (Walch 2006–2010, S. 356). Dieses Urteil verweist darauf, dass Grubers Werke um die Jahrhundertwende bis heute, meist im ländlichen Bereich, zum Standardrepertoire gehörten und bis nach Amerika vertrieben wurden. Seine Erinnerungen an den Freund und Lehrer schrieb Gruber in dem Büchlein Meine Erinnerungen an Dr. Anton Bruckner nieder.

Werke

• 80 Messen (Schwerpunkt Landmesse)
• 27 Requien
• zahlreiche Propriumsvertonungen
• mehrere Klavier- und Orgelschulen
• weltliche Werke

Schriften

• Meine Erinnerungen an Dr. Anton Bruckner. Ernste und heitere Episoden aus seinem Leben. Einsiedeln 1928

Literatur

• F[ranz]. X[aver]. M[üller]., Josef Gruber †, in: Linzer Volksblatt 5.12.1933, S. 5
• Hans Zehetner, Ehrung für Josef Gruber, in: Singende Kirche 25 (1977/78) H. 1, S. 16
• Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Gruber, Josef“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 8 (2002), Sp. 113f.
• Johanna Walch, „[…] ein gutes Dupplicat auf meine Rechnung […]“. Unveröffentlichte Briefe zwischen Anton Bruckner und Joseph Gruber, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 2006–2010, S. 353–358
• Johanna Walch, Das Musikschaffen der Organisten des Stiftes St. Florian ab dem Bau der Krismann-Orgel 1770/1774. Diss. Wien 2009, S. 67ff.
• ABCD
• Elisabeth Th. Hilscher/Christian Fastl, Art. „Gruber, Josef (Pseud. J. Wösendorfer)“, in: www.musiklexikon.ac.at [1.7.2020]
• Taufbuch 1834–1859 der Pfarre Wösendorf, pag. 139
• Trauungsbuch-Duplikat 1885 der Pfarre St. Florian bei Linz, [pag. 5]