Szell (Széll), George Andreas (György Endre)
* 7.6.1897 Budapest/H, † 30.7.1970 Cleveland, Ohio/USA. Dirigent.
Szells Familie zog 1900 nach Wien, wo er Klavierunterreicht bei Richard Robert (eigentl. Robert Spitzer, 1861–1924) erhielt und bereits im Alter von zehn Jahren als Pianist auftrat. Nach Studienjahren in Wien (Musiktheorie bei Joseph Bohuslav Foerster [1859–1951], Karl Prohaska [1869–1927] und Eusebius Mandyczewski [1857–1929]) und Leipzig (Dirigieren bei Max Reger [1873–1916]) begann er als Korrepetitor und Assistent von Richard Strauss an der Berliner Hofoper. Mit Strauss‘ Empfehlungen erhielt er Engagements am Neuen Deutschen Theater Prag (1919), an der Darmstädter Staatsoper (1921) und am Staatstheater Düsseldorf (1922). 1924–1929 wirkte er als Erster Kapellmeister an der Berliner Staatsoper und anschließend als Chefdirigent des Prager Neuen Deutschen Theaters. Nach Gastdirigaten (Tschechische Philharmonie, St. Louis Symphony Orchestra, Concertgebouw Orkest Amsterdam) übernahm er als Nachfolger Sir John Barbirollis 1936–1939 die Leitung des Scottish National Orchestra. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wanderte er in die USA (Nordamerika) aus. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte Széll im Jahr 1946 mit der Übernahme des Cleveland Orchestra, dessen nachfolgende Leistungen in der gesamten Musikwelt Bewunderung hervorriefen. 24 Jahre lang formte er diesen Klangkörper zu einem hochvirtuosen Ensemble mit kompaktem Streicherklang, expressiv-kühlem Holz- und metallischem Blechbläserklang (Moseler, Sp. 387). Da mit dieser Tätigkeit eine reiche Produktivität für die Schallplatte verbunden war, erreichten die Cleveland-Wiedergaben mit klassischer und moderner Musik eine tief in das Musikleben eingreifende, maßstäbliche Bedeutung. Glasklares Klangbild und höchste musikalisch-technische Perfektion waren die Charakteristika des Orchesters und seiner Leitung.
Die Symphonien Bruckners zählten zu den bevorzugten Repertoire-Stücken Szélls und des Cleveland Orchestra, von denen es eine Reihe von bedeutenden Tonaufnahmen gibt. Als Bruckner-Dirigent trat Széll auch in Wien, bei den Salzburger Festspielen und in zahlreichen anderen europäischen Städten hervor. Seine energische Orchesterführung und sein Spürsinn für feine orchestrale Nuancen erwiesen sich als glücksbringend für Bruckners Symphonik.
Literatur
- Art. „Szell, George (György)“, in: RiemannHugo Riemann, Musik-Lexikon (Riemann Musik Lexikon). 1.-12. Aufl. Mainz 1882-1975 1979, S. 572
- Michael Charry, Art. „Szell, George [Georg]“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 24 (2001), S. 880f.
- Günter Moseler, Art. „Szell, George, eigentl. Georg Szell“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 16 (2006), Sp. 386f.
- Barbara Boisits, Art. „Szell (Széll), George (György) Andreas“, in: www.musiklexikon.ac.at [25.9.2019]
- Stephan Hörner, Art. „Szell, George (Georg Andreas, eigentlich György Endre Szél, seit 1903 Széll)“, in: www.deutsche-biographie.de [25.9.2019]
- www.abruckner.com/sitesearch/searchdiscographyd/default.htm?search=sz%C3%A9ll [25.9.2019]
- http://georgeszell.com/ [25.9.2019]