Düsseldorf
Landeshauptstadt des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, am Rhein gelegen. Ab 1815 unter preußischer Herrschaft entwickelte sich Düsseldorf zu einem Zentrum kulturellen Lebens. Ab 1818 war es Austragungsort der Niederrheinischen Musikfeste – bis 1958 einem der bedeutendsten Musikfeste für klassische Musik. Seit 1978 steht mit der Tonhalle ein Konzerthaus zur Verfügung. 1882: ca. 100.000, 2019: ca. 619.000 EW.
Düsseldorf wird in Bruckners Taschen-Notizkalender erstmals 1878 erwähnt: „Anna Klems, Fabriksbesitzertochter Düsseldorf, 28 Jahre alt (geizig.)“ (Verborgene Persönlichkeit, Bd. 1, S. 64). Weitere Informationen zu Anna Klems und Details, warum sich Bruckner ihren Namen notierte, fehlen.
Beim 70. Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf wurde am 21.5.1893 Bruckners Te Deum unter der Leitung von Julius Buths (1851–1920) aufgeführt. Das Musikalische Wochenblatt vom 8.6.1893 berichtete dazu: „Das machtvoll mit A. Bruckner‘s ‚Te Deum‘ – auch ein Zeichen der Zeit für diese ehemals sehr conservativen Feste! – eröffnete 70. Niederrheinische Musikfest zu Düsseldorf unter der Hauptleitung des Hrn. Buths hat einen glücklichen Verlauf gehabt.“ (Musikalisches Wochenblatt 24 [1893] Nr. 23/24, S. 350). Die Neue Zeitschrift für Musik bemerkte: „Das Te Deum mit seinen kraftvollen, mächtig wirkenden Chorparthien, seinen zarten Solostellen, der tief durchdachten Behandlung des Textes, ist namentlich in der letzten Hälfte und in dem glänzend fugirten Schlußsatze von großer und packender Wirkung.“ (Neue Zeitschrift für Musik 60 [1893] H. 23, S. 266). Bruckner schrieb über den Erfolg dieser Aufführung ebenfalls in seinen Briefen (Briefe II, 930614, 930619) an Bernhard Deubler und (Maria) Valerie Edle von Pistor (1869–1925).
Im Dezember 1901 folgte die Fünfte Symphonie unter Buths, „die trotz ihres unstreitbar interessanten, teilweis bedeutenden Inhaltes, ihrer zuweilen an die Orgel erinnernden fesselnden Instrumentation leider nur bedingt Erfolg hatte“ (Die Musik 1 [1902] H. 7, S. 640). Im November 1902 wurde eine Aufführung der Messe in f-Moll mit dem Gesangverein unter Frank Limbert (1866–1938) angekündigt. Im Herbst 1910 leitete Karl Panzner (1866–1923), der Nachfolger von Buths, eine Aufführung der Fünften. Am 11.11.1913 gastierte die Meininger Hofkapelle unter der Leitung von Max Reger (1873–1916), der laut der Zeitschrift Die Musik aber nicht als „geborener Dirigent“ (13 [1913/14] H. 7, S. 55) bezeichnet werden konnte, mit Bruckners Dritter in einem Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde.
In den folgenden Jahren dirigierten Hermann Abendroth, Georg Schnéevoigt und Hans Weisbach Werke Bruckners. 1938 wurden bei den Reichsmusiktagen in Düsseldorf der 1. Satz der Vierten Symphonie vom NS-Reichssymphonieorchester unter Franz Adam (1885–1954) sowie der Sängerbund im Konzert der Vereinigten Düsseldorfer Männerchöre unter Hubert Becker aufgeführt; 1939 hielt Robert Haas einen Vortrag über „Bruckners Sinfonie in Urgestalt und Bearbeitung“.
Am 22.4.2001 fand eine Aufführung der Neunten Symphonie mit dem Finale von Samale et al. mit dem Solidaritätsorchester der Philharmonia Hungarica unter Robert Christian Bachmann (1944–2019) statt.
Literatur
- Vermischte Mittheilungen und Notizen, in: Musikalisches Wochenblatt 24 (1893) Nr. 23/24, S. 350
- J. A., Das 70. Niederrheinische Musik-Fest zu Düsseldorf 1893, in: Neue Zeitschrift für Musik 60 (1893) H. 23, S. 265ff.
- Eccarius-Sieber, Düsseldorf, in: Die MusikDie Musik. Stuttgart–Berlin–Leipzig 1901/02–1914/15 und 1922/23–1942/43. Zusatz ab 1934: Amtliches Organ der NS-Kulturgemeinde; Zusatz ab 1937/38: Organ des Amtes für Kunstpflege beim Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung und Schulung der NSDAP; Zusatz ab 1939: Organ der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung und Schulung der NSDAP; Zusatz ab 1940/41: Organ der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP 1 (1902) H. 7, S. 640f.
- A. Eccarius-Sieber, Düsseldorf, in: Die MusikDie Musik. Stuttgart–Berlin–Leipzig 1901/02–1914/15 und 1922/23–1942/43. Zusatz ab 1934: Amtliches Organ der NS-Kulturgemeinde; Zusatz ab 1937/38: Organ des Amtes für Kunstpflege beim Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung und Schulung der NSDAP; Zusatz ab 1939: Organ der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung und Schulung der NSDAP; Zusatz ab 1940/41: Organ der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP 13 (1913/14) H. 7, S. 54f.
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/3, S. 330
- Andrea Thelen, Art. „Düsseldorf“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 2 (1995), Sp. 1601–1608
- Verborgene PersönlichkeitElisabeth Maier, Verborgene Persönlichkeit. Anton Bruckner in seinen privaten Aufzeichnungen (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 11). 2 Bde. Wien 2001, Bd. 1, S. 64, Bd. 2, S. 71
- Briefe IIAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. II. 1887–1896 (NGA XXIV/2). Wien 2003
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