Witt, Franz Xaver

* 9.2.1834 Walderbach, Bayern/D, † 2.12.1888 Landshut, Bayern/D. Priester und Kirchenmusiker.

Theologiestudium in Regensburg (1856 Priesterweihe). 1859–1867 Chorallehrer am Regensburger Priesterseminar. 1867–1869 Chordirektor an St. Emmeram und Inspektor des dortigen Studienseminars. 1868 gründete er am Katholikentag in Bamberg den Allgemeinen deutschen Cäcilien-Verein (ACV, Approbation durch den Papst 1870), dessen erster Generalpräses er war. 1870/71 Domkapellmeister in Eichstätt. 1873–1875 Pfarrer in Schatzhofen bei Landshut. Initiierte 1874 die Gründung der Kirchenmusikschule (heute Hochschule) in Regensburg. 1875 Übersiedlung nach Landshut. Witt wurde 1873 durch die Verleihung des Ehrendoktorates durch Papst Pius IX. und 1880 mit dem Titel des Ehrenkanonikers der Kathedrale zu Palestrina ausgezeichnet.

Witt war einer der führenden Vertreter der strengen Richtung des Cäcilianismus und betrachtete die klassische Vokalpolyphonie (Palestrina-Stil) als vorbildlich. Kirchenmusik nach diesem Vorbild förderte er durch Aufnahme in den Cäcilienvereins-Katalog (ab 1870). Die Ablehnung der gerade in Österreich beliebten Instrumentalmessen (u. a. jene Joseph Haydns und Wolfgang Amadeus Mozarts) stieß hierorts auf Widerstand und veranlasste u. a. Johannes Evangelist Habert 1871 zur Gegengründung des Österreichischen Cäcilien-Vereins (ÖCV) und 1876 des Oberösterreichischen Diözesan-Cäcilien-Vereines (OÖCV). Dies führte zu erbitterten Auseinandersetzungen mit Witt, der mit Hilfe von Ignaz Traumihler letzteren Verein als Zweigverein des ACV etablieren wollte. Bruckner, dessen Haltung zum Cäcilianismus distanziert war, dürfte Witt nicht persönlich gekannt haben. Einige seiner Werke wie das Os justi zeigen allerdings eine archaisierende Auffassung (Bezug zu Gregorianik [Choral] und Palestrina-Stil), darunter auch das 1868 entstandene phrygische Pange lingua (WAB 33), das Bruckner 1885 auf Ersuchen Witts als Notenbeilage für dessen Musica sacra zur Verfügung stellte. Witt, der den Hymnus 1888 in seinen Eucharistischen Gesängen noch ein 2. Mal veröffentlichte, änderte zu Bruckners Ärger darin allerdings einen ihm zu gewagt erscheinenden Nonvorhalt in eine Oktave um.

Werke

• Kirchenmusik

Schriften

• Der Zustand der katholischen Kirchenmusik zunächst in Altbayern. Regensburg 1865
• Über das Dirigieren katholischer Kirchenmusik. Regensburg 1870
• (Hg.), Fliegende Blätter für katholische Kirchenmusik. 1866–1888
• (Hg.), Musica sacra. 1868–1888
• Karl Gustav Fellerer (Hg.), Ausgewählte Aufsätze zur Kirchenmusik. Köln 1934
• Christoph Lickleder (Hg.), Reden an den Cäcilien-Verein 1868, 1869, 1871, 1874, 1880 (Documenta Caeciliana 1). Regensburg 1983

Literatur

• Ludwig Carl Seydler, Abwehr gegen die Angriffe des Franz Witt contra Bischöfe, Componisten und Chorregenten in Oesterreich, Ungarn und Böhmen. Graz 1876
• Johannes Evangelist Habert, Der deutsche Cäcilien-Verein. Nach der Natur gezeichnet. Leipzig 1877
• Anton Walter, Dr. Franz Witt. Gründer und erster Generalpräses des Cäcilienvereines. Ein Lebensbild. Regensburg u. a. 1889, ²1906
• Barbara Boisits, „... die Geistlichkeit ist es nicht wert, daß sich jemand um die Verbesserung der Kirchenmusik annimmt“. Die Kontroverse um die Kirchenmusikreform in Oberösterreich zwischen Johannes Evangelist Habert und Ignaz Traumihler, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1997–2000, S. 279–288
• Raymond Dittrich u. a., Franz Xaver Witt 1834–1888: Reformer der katholischen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert. Zum 175. Geburtstag. Ausstellungskatalog (Kataloge und Schriften/Bischöfliches Zentralarchiv und Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg 25). Regensburg 2009
• Franz Scheder, Ein bisher unbekannter Bruckner-Brief, in: ABIL-MitteilungenABIL-Mitteilungen. Hg. v. Anton Bruckner Institut Linz. Linz 2008ff. Nr. 17 (Juni 2016), S. 11ff.
• Barbara Boisits, Art. „Witt, Franz Xaver“, in: www.musiklexikon.ac.at [18.9.2019]