Traumihler, Ignaz CanReg

* 10.3.1815 Zwettl, Niederösterreich/A, † 12.10.1884 St. Florian, Oberösterreich/A. Priester und Kirchenmusiker.

Nach der Sängerknabenzeit in Stift Zwettl und dem Gymnasialbesuch in Melk und Kremsmünster trat Traumihler 1835 in das Stift St. Florian ein. Neben dem Theologiestudium in Linz nahm er beim Domorganisten Johann Baptist Schiedermayr Unterricht in Generalbass und Harmonielehre. Nach der Priesterweihe 1840 für zwei Jahre Kooperator der Pfarre Grünbach bei Freistadt. Nach einjähriger erfolgloser Tätigkeit als Regens chori des Stiftes war er wieder in der Seelsorge tätig. Nach dem Tod des Stiftsbeamten und bisherigen Regens chori Franz Xaver Schäfler (1797–1852) bestellte ihn Propst Michael Arneth 1852 zu dessen Nachfolger.

Im Streit um die deutsche und österreichische Richtung der Kirchenmusikreform (Cäcilianismus) war er auf der Seite des streng die liturgische Funktion der Kirchenmusik betonenden Allgemeinen deutschen Cäcilien-Vereins (ACV) und unterstützte dessen Gründer und Präses Franz Xaver Witt gegen die gemäßigte Richtung des Österreichischen Cäcilien-Vereins (ÖCV) von Johann Evangelist Habert (vgl. Boisits 1997–2000). Dennoch kamen unter seiner Leitung auch viele Werke anderer Richtungen in der Stiftskirche zur Aufführung.

Mit Bruckner, mit dem er in St. Florian noch bis Ende 1855 zusammenarbeitete, verband ihn zeitlebens eine Freundschaft. Bereits am 15.8.1852 führte Traumihler das Magnificat auf und auch in den folgenden Jahren war der Name Bruckner im Repertoire der Stiftskirche häufig vertreten. 1876 widmete Bruckner Traumihler das Ave Maria (WAB 5), 1879 die Motette Os justi und schon früher (um 1852) das Andante (Vorspiel) und Nachspiel für Orgel in d‑Moll. Beim Begräbnis Traumihlers war Bruckner anwesend.

Werke
  • Kirchenmusik (Pange lingua; Tantum ergo; Lied zum heiligen Kinde Jesu)
  • Hymne an die Musik in D‑Dur (Text: Bernhard Deubler)
  • Schauspielmusik (Musik zu lebenden Bildern aus dem alten und neuen Bunde, 1870; Die blinde Göttin, 1883)
Literatur
  • Lambert Guppenberger, Bibliographie des Clerus der Diöcese Linz von deren Gründung bis zur Gegenwart. 1875–1893. Linz 1893, S. 227
  • Berthold Otto Černik, Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag. Wien 1905
  • Barbara Boisits, „… die Geistlichkeit ist es nicht wert, daß sich jemand um die Verbesserung der Kirchenmusik annimmt“. Die Kontroverse um die Kirchenmusikreform in Oberösterreich zwischen Johannes Evangelist Habert und Ignaz Traumihler, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1997–2000, S. 279–288
  • Barbara Boisits, Art. „Traumihler, Ignaz CanReg“, in: www.musiklexikon.ac.at [18.9.2019]
  • Stiftsarchiv St. Florian, Nachlass Traumihler

KARL REHBERGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 18.9.2019

Medien

Kategorien

Abbildungen

Abbildung 1: Ignaz Traumihler (© Archiv Stift St. Florian)

Normdaten (GND)

Traumihler, Ignaz CanReg: 139648453

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft