Wolzogen, Hans Paul Freiherr von

* 13.11.1848 Potsdam, Brandenburg/D, † 2.6.1938 Bayreuth, Bayern/D. Schriftsteller und Philologe.

Enkel des Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781–1841). Nach Abschluss seines Philosophiestudiums kam Wolzogen auf seiner Hochzeitsreise mit Mathilde von Schoeler 1872 erstmals nach Bayreuth. Mehreren Besuchen in der Villa „Wahnfried“ folgte 1877 die Einladung Richard Wagners zur Übersiedlung nach Bayreuth und zur Übernahme der Redaktion der Bayreuther Blätter, die Wolzogen 1878–1938 betreute. Er wirkte als Verkünder und Deuter des Wagner‘schen Werkes und wurde nach des Musikdramatikers Tod zu einer zentralen Figur des Wahnfried-Kreises, der das Schaffen Wagners als Religion stiftend interpretierte.

Bruckner hat Wolzogen, auf dessen Wunsch er dem Allgemeinen Deutschen Musikverein beigetreten ist und dessen Namen er 1884 in einem Brief an Arthur Nikisch (Briefe I, 840717/1) erstmals erwähnte, in Bayreuth kennengelernt, woraus sich ein Briefwechsel bis 1891 entspann. Bruckner berichtete in seinen Briefen an diesen vor allem von den Anfeindungen, denen er in Wien ausgesetzt war, und von den Erfolgen seiner Werke im Ausland. Einen ausführlichen Bericht über sein erstes Zusammentreffen mit Wagner 1873 stellte er Wolzogen für dessen Erinnerungen an Richard Wagner zur Verfügung. Dieser äußerte sich in seinen Schreiben sehr wohlwollend, ja begeistert über das Schaffen Bruckners. 1886 bot er Bruckner den Sonnenhymnus des hl. Franz von Assisi zur Komposition an (Briefe I, 860325/4), was dieser in Hinblick auf die Vertonung von Franz Liszt ablehnte (Kompositionsprojekte). Wolzogen hielt sich öfter zu Vorträgen über Wagner in Wien auf. Ob Bruckner diese besuchte, lässt sich nicht nachweisen. Wolzogen sandte Glückwünsche zu Bruckners 70. Geburtstag und ein Beileidstelegramm an die Geschwister Bruckners im Oktober 1896. Er unterstützte auch das 1914 von August Göllerich für Linz geplante Bruckner-Denkmal, das allerdings nie verwirklicht wurde.

Schriften
  • Dichtungen, Nacherzählungen deutscher Sagen, Übersetzungen antiker Dichter
  • (Hg.), Die Edda. Götterlieder und Heldenlieder (Reclams UB 781/784). Leipzig ca. 1873
  • Beowulf (Bärwelf). Das älteste deutsche Heldengedicht (UB 430). Leipzig 1873
  • Die Tragödie in Bayreuth und ihr Satyrspiel. Leipzig 1877
  • Thematischer Leitfaden durch die Musik zu Rich. Wagner’s Festspiel „Der Ring des Nibelungen“. 4. verb. und verm. Aufl. Leipzig 1878
  • Die Sprache in Richard Wagner’s Dichtungen. Leipzig 1878
  • Unsere Zeit und unsere Kunst. Leipzig 1881
  • Erinnerungen an Richard Wagner (Reclams UB 2831). Leipzig 1891
  • Das Veverl vom Walchensee. Oberbayerische Volkssage in drei Aufzügen. Leipzig 1902
  • Wagner-Brevier (Die Musik 3). Berlin 1904
  • Von deutscher Kunst. Berlin 1906
  • Aus Richard Wagners Geisteswelt. Neue Wagneriana und Verwandtes. Berlin 1908
  • Kunst und Kirche. Offener Brief an Houston Stewart Chamerlain (Xenien-Bücher 3). Leipzig 1913
  • Vom Kriege zum Frieden! Zeitgedichte. Leipzig 1914
  • Gedanken zur Kriegszeit. Leipzig 1915
  • E. T. A. Hoffmann. Der deutsche Geisterseher (Die Musik 13/14). Leipzig 1922
  • Germanische Götter- und Heldensagen. Berlin 1922
  • Großmeister deutscher Musik. Bach – Mozart – Beethoven – Weber – Wagner (Deutsche Musikbücherei 30). Regensburg 1924
  • Die Idealisierung des Theaters. Bayreuther Betrachtungen über Festbühne und Volksbühne. Leipzig 1924
  • Wohltäterin Musik. Gesichte und Gedichte (Deutsche Musikbücherei 31). Regensburg 1925
  • Musik und Theater (Von deutscher Musik 37). Regensburg 1929
  • Heitere Spiele. 3 Bde. Leipzig 1932
  • Ernste Spiele. 3 Bde. Leipzig 1932–1933
  • Allerletzte Lieder aus siebzig Jahren. München 1937
Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 24.9.2019

Medien

Kategorien

Abbildungen

Abbildung 1: Hans Paul Freiherr von Wolzogen, in: Neue Zeitschrift für Musik 95 (1928) H. 11, S. 640/1

Normdaten (GND)

Wolzogen, Hans Paul Freiherr von: 119498235

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft