Binzer, Emilie (Henriette Adelheid) von (geb. von Gerschau; Pseud. Ernst Ritter)

* 6.4.1801 Berlin/D, † 9.2.1891 München, Bayern/D. Schriftstellerin und Salonière.

Die Tochter des Freiherrn von Gerschau wurde am Hof ihrer Tante, Wilhelmine von Sagan (1781–1839), und später in einem Prager Pensionat erzogen. Schon früh kam sie mit bedeutenden Persönlichkeiten (u. a. Johann Wolfgang von Goethe [1749–1832], Anselm Feuerbach [1829–1880] und Theodor Körner [1791–1813]) zusammen. Sie lernte Vortragskunst, Malen, Zeichnen, Ballett und gesellschaftliches Auftreten und wurde von Herzogin Wilhelmine in die Gesellschaft eingeführt. Anlässlich eines musikalisch-literarischen Abends 1822 lernte sie den gleichfalls musisch begabten Freiherrn August Daniel von Binzer (1793–1868) kennen und heiratete ihn bald darauf. In den ersten Ehejahren nahmen Emilie und Daniel, die beide schriftstellerisch tätig waren, in Venedig, Köln, Leipzig und Augsburg ihren Wohnsitz, schließlich ließen sie sich in Wien nieder. Hier führte Emilie einen bedeutenden Salon, in dem die größten österreichischen Klassiker und Romantiker, darunter Franz Grillparzer (1791–1872) und Adalbert Stifter, verkehrten. Als Stifter 1848 nach Linz übersiedelte, folgte ihm das Ehepaar Binzer und mietete ein Eckhaus auf der Linzer Promenade. Auch Erzherzog Maximilian zählte zu den engen Freunden der Familie; Emilie, die seine dichterischen Versuche begleitet hatte, galt einer seiner Abschiedsbriefe vor der Hinrichtung in Mexiko.

Vermutlich empfahl Emilie von Binzer Bruckner 1864 als Hoforganist nach Mexiko (vgl. Bruckners Briefe an Rudolf Weinwurm, Briefe I, 641010, 641012), was die von der Biografik immer wieder ins Reich der Fantasie verwiesenen diesbezüglichen Pläne Bruckners und seinen Wunsch, die Leiche Maximilians zu sehen, recht plausibel erscheinen lassen.

Nach dem Tod Maximilians (19.6.1867) und Stifters (28.1.1868) sowie jenem ihres Ehemanns (20.3.1868) übersiedelte Emilie zu einem ihrer Söhne nach München, wo sie, fast erblindet, 1891 starb.

Schriften
  • Karoline Neuber. Ein Lebensbild aus dem vorigen Jahrhundert in drei Abtheilungen. Wien ca. 1840
  • Die Gauklerin. Ein Drama in fünf Aufzügen. o. O. ca. 1846
  • Charactere. Erzählungen. Prag 1855
  • Drei Sommer in Löbichau 1819–21. Stuttgart 1877
Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 6.5.2019

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Binzer, Emilie (Henriette Adelheid) von (geb. von Gerschau): 118663313

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