Stifter, Adalbert

* 23.10.1805 Oberplan/Böhmen (Horní Planá/CZ), † 28.1.1868 Linz/A. Schulbeamter und Schriftsteller.

Der Sohn eines Leinenwebers und -händlers besuchte 1818–1826 das Stiftsgymnasium der Benediktinerabtei Kremsmünster und begann danach mit dem Jus-Studium in Wien, entschied sich dann aber für Mathematik, Naturwissenschaften und Geschichte. 1830 verließ er ohne Abschluss die Universität Wien. Bereits ein Jahr zuvor (1829) erschienen seine ersten Gedichte. 1832 und 1833 bewarb sich Stifter vergeblich um eine amtliche Lehrerstelle, ein 1837 erfolgtes Gesuch um Aufnahme in eine Wiener Forstlehranstalt wurde ebenfalls abgelehnt. Im November 1837 heiratete er die Offizierstochter Amalie Mohaupt (1811–1883). Erste Erfolge erzielte er als Maler (1839 Ausstellung mit eigenen Gemälden an der Wiener Akademie). Ab 1840 erschienen bei Gustav Heckenast (1811–1878) seine ersten Erzählungen im Druck. Im Mai 1848 ging Stifter nach Linz, zunächst als Redakteur der Linzer Zeitung, 1850 wurde er Schulrat und Landesschulinspektor. Ab Juli 1864 befand sich Stifter in Krankenurlaub und wurde bald vorzeitig pensioniert. Als auch mehrere Kuraufenthalte seinen Gesundheitszustand nicht verbesserten, wählte er den Freitod. Stifter zählt zu den bedeutendsten Erzählern Österreichs. Ob Bruckner seine Werke kannte, lässt sich nicht mit Bestimmtheit feststellen.

Bisher sind zwei direkte Begegnungen Bruckners mit Stifter bekannt bzw. wahrscheinlich. Ein erstes Zusammentreffen dürfte im Gasthaus Höllein bei Leopoldschlag im Jahre 1855 stattgefunden haben. Seit seiner Windhaager Schulgehilfenzeit nahm Bruckner hier gern mit seinem aus Leopoldschlag stammenden Freund Anton Preinfalk an geselligen Zusammentreffen teil, bei denen auch Stifter im Zuge einer Schulinspektion einmal anwesend gewesen sein soll. Eine durch Max Auer überlieferte Anekdote berichtet von einer grammatikalischen Zurechtweisung durch Stifter (Auer, S. 54, Anm. 1). Geht man von der Authentizität dieser Begegnung aus, kann sie für den Februar 1855 angenommen werden.

In konkreten Kontakt zu Bruckner trat Stifter ein einziges Mal: So empfahl der damalige Schulrat dem Domorganisten Bruckner den jungen Musiker Anton Hager als Vertretung für die Zeit von Bruckners Studienfahrten zu Simon Sechter.

Angemerkt sei ferner, dass Stifter Bruckners Orgelspiel oft gehört haben musste, nachweislich etwa bei den Feierlichkeiten zur Grundsteinlegung des Neuen Domes in Linz am 1.5.1862. Bei der Einsegnung der Leiche Stifters brachte Bruckner mit der Liedertafel „Frohsinn“ einen Trauerchor von Peter Joseph von Lindpaintner (1791–1856) zur Aufführung (Fremden-Blatt 31.1.1868, S. 22).

2018 feierte Kremsmünster Stifter anlässlich seines 150. Todestages mit einer Reihe von Veranstaltungen sowie einer Sonderausstellung im Stift, von wo aus auch der rund vier Kilometer lange Adalbert Stifter Kulturweg seinen Anfang nimmt.

Schriften
  • Der Condor. Wien 1840
  • Abdias. Wien 1842
  • Die Narrenburg. Pest 1855
  • Der Nachsommer. Pest 1857
  • Witiko. Pest 1865–1867
Literatur
  • Fremden-Blatt 31.1.1868, S. 22
  • Max Auer, Anton Bruckner. Sein Leben und Werk. 3., vollst. neu bearb. Aufl. Leipzig 1941
  • Franz Grasberger, Adalbert Stifter und Anton Bruckner, in: Stifter-Symposion im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes ’78 Linz. 27.–30. September 1978. Hg. v. Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH und Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich. Linz 1978, S. 48–55
  • Klaus Petermayr, Bruckner und Stifter – Begegnungen, in: Jahrbuch des Adalbert Stifter Institutes 19 (2012), S. 13–19
  • ABCD
  • www.kremsmuenster.at/Kultur_Freizeit_Vereine/Stifter-Jahr_2018 [14.1.2019]
  • www.adalbertstifter.at/ [14.1.2019]
  • https://stifterhaus.at/ [14.1.2019]

KLAUS PETERMAYR

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 14.1.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Dillingers Reise- und Fremden-Zeitung 4 (1898) Nr. 4, S. 1

Normdaten (GND)

Stifter, Adalbert: 118618156

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft