Musikwissenschaftlicher Verlag Wien (MWV)

Gegründet 1933 von der Internationalen Bruckner Gesellschaft (IGB) zum Zweck der Veröffentlichung der kritischen Gesamtausgabe der Werke Anton Bruckners, nachdem der ursprünglich mit dieser Aufgabe betraute Verlag Filser (Augsburg) 1932 aufgelöst worden war. Editionsleiter der Bruckner-Gesamtausgabe war zunächst Robert Haas gemeinsam mit Alfred Orel, nach dessen Ausscheiden Leopold Nowak 1937 Mitherausgeber wurde. Bereits 1934 wurde in Leipzig (in Verbindung mit der Firma Oscar Brandstetter) ein gleichnamiges Zweigunternehmen gegründet. 1938 ging die IBG in der Deutschen Bruckner‑Gesellschaft auf, der MWV wurde in der Folge in Wien aufgelöst und nach Leipzig in die Firma Oscar Brandstetter transferiert. 1944 erfolgte die Umbenennung in „Bruckner-Verlag Leipzig“. Aufgrund der Zerstörung der Verlagsbestände durch Bombentreffer kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm vorübergehend (bis 1952) eine neugegründete Zweigstelle des Bruckner-Verlags in Wiesbaden Nachdrucke der bis dahin erschienenen Bände der Bruckner-Gesamtausgabe. 1948 wurde der Bruckner-Verlag Wiesbaden neu gegründet, 1955 verlegte sein Geschäftsführer Fritz Wilhelm Paul Oeser den Firmensitz nach Kassel, wo das Unternehmen unter dem Namen „Alkor-Edition“ Teil der Bärenreiter-Verlagsgruppe wurde.

1946 wurde die IBG wieder eingerichtet und der Sitz des MWV mit dem Ziel eines Neustarts der Bruckner-Gesamtausgabe nach Wien zurück verlegt. 1951–1989 erschienen die Bände der Anton Bruckner Gesamtausgabe unter der Editionsleitung von Nowak, 1989–2002 führte Herbert Vogg die Gesamtausgabe im Sinne Nowaks weiter. Seit 1960 erschien im MWV auch die kritische Gesamtausgabe der Werke Hugo Wolfs unter der Editionsleitung von Hans Jancik (1905–2001), ab 1991 von Leopold Spitzer (* 1942). Neben dem Schwerpunkt Gesamtausgaben enthält das Verlagsprogramm auch musikwissenschaftliche Literatur zu Bruckner und Wolf, die Schriftenreihen Neue Dokumente zum Schubertkreis und Dramma per musica sowie die Publikationsreihen des Anton Bruckner Instituts Linz (ABIL): Anton Bruckner – Dokumente und Studien, Bruckner-Jahrbuch, Bruckner-Symposionsberichte und Bruckner-Vorträge.

1991–2002 war der MWV auch der Kommissionsverlag für die Jahresschrift Musicologica austriaca der Österreichischen Gesellschaft für Musikwissenschaft. Seit 2009 erscheint im MWV außerdem die Publikationsreihe Wiener Bruckner-Studien der Arbeitsstelle „Anton Bruckner“ der Abteilung Musikwissenschaft des Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH; vormals Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2011 ist unter der Bezeichnung „Neue Anton Bruckner Gesamtausgabe“ die Neuausgabe sämtlicher Werke Bruckners geplant. Der erste Band liegt seit September 2016 vor.

Der MWV ist seit 1955 ein gemeinnütziger Verein, seine Geschäftsführer waren 1933–1938 und 1946–1967 Norbert Furreg (1886–1967), 1967–1971 Käthe Smetana (1908–1971), 1972–1979 Margarete Puhlmann (1916–1979) sowie 1979–2002 Vogg; 2002 übernahmen Tilly Eder (* 1943) die Geschäftsführung und Angela Pachovsky (* 1965) die Agenden der Verlagsleitung.

Literatur

ANGELA PACHOVSKY

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 17.6.2020

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft