Filser (Verlag)
Im August 1919 gründete der Fotograf Benno Oskar Filser (* 1887 [Ort?], † 1939 [Ort?]) in Augsburg die „Dr. Benno Filser Verlag GmbH“ als Buch-, Kunst- und Musikverlag mit weiteren Geschäftsstellen in Stuttgart, Köln und Wien. Zwischen 1919 und 1933 erschienen in Augsburg rund 700 Verlagswerke, v. a. aus den Bereichen Geschichte, Archäologie, Kunst, Philosophie, Theologie und Musik. Zu den Publikationen aus dem Bereich der Musik zählten u. a. die Schriftenreihe Neues Beethoven-Handbuch (1924ff.), die Denkmäler der bayrischen Tonkunst, die Gesamtausgabe der Werke von Philippe de Monte (1521–1603) und die ersten drei Bände der Gesamtausgabe der Werke von Carl Maria von Weber (1786–1826).
Nachdem von der Internationalen Bruckner‑Gesellschaft (IBG) zunächst mit dem Verlag Breitkopf & Härtel erfolglos über die Herausgabe einer Bruckner-Gesamtausgabe verhandelt worden war, erklärte sich der Filser Verlag bereit, die Ausgabe nach den Vorstellungen der IBG umzusetzen und die Kosten für die Herstellung zu übernehmen. Am 10.4.1928 wurde ein Vertrag zwischen der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) und dem Verlag über die Herausgabe sämtlicher Werke Anton Bruckners abgeschlossen. 1930 erschien als erste Publikation dieser Gesamtausgabe (AGA) der von Robert Haas herausgegebene Band 15 mit dem Requiem in d‑Moll (WAB 39), der Skizze des Requiems in d‑Moll (WAB 141) und der Missa solemnis. Der nächste Band, die Partitur zur Neunten Symphonie, wurde zwar gestochen, konnte aber aufgrund finanzieller Schwierigkeiten der Unternehmens – zur angespannten Wirtschaftslage gesellte sich der Umstand, dass Subventionsansuchen nicht bewilligt wurden – nicht mehr gedruckt werden. Im Jänner 1933 musste die Firma den Ausgleich anmelden. Per 12.5.1933 wurde der Verlagsvertrag mit der ÖNB aufgelöst. Im selben Jahr gründete die IBG den Musikwissenschaftlichen Verlag Wien zum Zweck der Fortführung der Gesamtausgabe. Die übrigen Musikverlagsrechte des Filser Verlags, in dem auch erstmals ein Klavierauszug des Streichquintetts in F‑Dur (1929, bearbeitet von August Stradal für Klavier zu zwei Händen) sowie Vorspiel und Fuge in c‑Moll (1929, ergänzt und bearbeitet von Franz Philipp [1890–1972]) erschienen waren, wurden zum Großteil vom Verlag Böhm & Sohn aufgekauft. Nach der Liquidation 1934 erfolgte 1935 eine Neugründung in München als „Neuer Filser Verlag“ (Inhaberin Florence Filser [* ?, † ?]), der später in „Filser Verlag“ umbenannt wurde. Laut Bundesanzeiger (1964, Nr. 186) erlosch die Firma im Jahr 1964, laut Buchhandelsadressbuch erst 1983.
Literatur
- Alexander Weinmann, Anton Bruckner und seine Verleger, in: Bruckner-Studien 1964Franz Grasberger (Hg.), Bruckner-Studien. Leopold Nowak zum 60. Geburtstag. Wien 1964, S. 121–138
- Leopold Nowak, Die Anton Bruckner-Gesamtausgabe. Ihre Geschichte und Schicksale, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1982/83, S. 33–67
- Roland Golpon, Art. „Filser, Benno“, in: Lexikon des gesamten Buchwesens 2 (1989). 2. Aufl, S. 588
- Elisabeth Th. Hilscher, Genie versus Markt. Anton Bruckner und seine Verleger, in: Bruckner‑Symposion 1994Othmar Wessely u. a. (Hg.), Bruckner-Symposion. Bruckner-Freunde – Bruckner-Kenner. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 1994. 21.–25. September 1994. Bericht. Linz 1997, S. 139–150
- Helmut Gier/Johannes Janota (Hg.), Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wiesbaden 1997, S. 1045, 1184f., 1325
- Reinhard Würffel, Lexikon deutscher Verlage von A–Z. Berlin 2000, S. 234f.
- Erich Wolfgang Partsch, Die Bruckner-Rezeption, in: Bruckner-Handbuch 2010Hans-Joachim Hinrichsen (Hg.), Bruckner-Handbuch. Stuttgart–Weimar 2010, S. 340–372, s. S. 364
- ABCD
- ÖNB-MS, F60.BRGA.2 [Korrespondenz zwischen Robert Haas und dem Verlag Benno Filser]
- ÖNB-MS, F60.BRGA.5/1 [verschiedene Korrespondenzen der Leipziger Bruckner-Gesellschaft]
- ÖNB-MS, F60.BRGA.5/2 [verschiedene Korrespondenzen der Augsburger Geschäftsstelle der Internationalen Bruckner-Gesellschaft]