Magnificat (WAB 24) „Magnificat anima mea Dominum“

Hymnus für Soli, vierstimmigen gemischten Chor, Orchester (2 Trp., Pk., Str.) und Orgel in B‑Dur, „Allegro moderato“

EZ: vollendet 15.8.1852 in St. Florian
W: Ignaz Traumihler („P. T. Sr. Hochwürden, dem hochverehrten Herrn Ignaz Traumihler, Regens chori etc. zu St. Florian“ [vgl. Göll-A. 2/1, S. 100])
UA: 15.8.1852 in St. Florian (lt. ÖNB‑MS, Mus.Hs.33192) oder 1.8.1854 in St. Florian (s. Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 2/1, S. 102)
Aut.: Stift St. Florian, Bruckner‑Archiv (20/36, Stimmen, sowohl autograf als auch vom sogenannten „St. Florianer Kopisten“); ÖNB‑MS (Mus.Hs.33192, Partitur-As. mit Orgel-Auszug von „J. H.“ mit Eintragungen von August Göllerich)
ED: Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 2/2, S. 99–110 (1928; Orgel-Auszug von Göllerich)
NGA: Band XX/1–3 (Paul Hawkshaw, 1996) und Revisionsbericht zu XX/1–6 (2002)

Der Text des Hymnus entstammt dem Evangelium nach Lukas (Lk 1,46–55) und enthält den Jubelruf Mariens bei der Begrüßung ihrer Base Elisabeth. Das Magnificat wird in der Liturgie des katholischen Stundengebetes täglich innerhalb der Vesper gebetet.

Bruckner komponierte das Werk vermutlich für das Fest Mariä Himmelfahrt (15. August). Eine autografe Partitur ist nicht mehr vorhanden; Göllerich sah um 1900 jedoch noch eine autografe Titelseite mit einer Widmung an Ignaz Traumihler, die mit „15. August 1852“ (Göll.-A. 2/1, S. 100) datiert war. Auf dieser Seite befand sich laut Göllerich auch eine Liste mit Aufführungsdaten, aus der zu entnehmen war, dass das Werk in den auf die Entstehung folgenden drei Jahren im Repertoire des Stiftes verblieb und mindestens fünf Mal aufgeführt wurde (Eintragung Göllerichs am Titelblatt der Abschrift ÖNB‑MS, Mus.Hs.33192: 15.8. und 25.12.1852, 15.5.1853, 25.12.1854, 27.5.1855).

Bei der Uraufführung dürfte Bruckner die Orgelstimme (einen nicht ausgesetzten bezifferten Bass) selbst gespielt haben; die Bezifferung stammt von seiner Hand und ist äußerst genau. Der Dirigent war wahrscheinlich der Regens chori Traumihler.

Dieses im letzten Drittel von Bruckners St. Florianer Aufenthalt entstandene Werk steht noch ganz in der Nachfolge der Wiener Klassik (Einflüsse und Vorbilder) und ist, ebenso wie die anderen Frühwerke Bruckners aus dieser Zeit, als Ergebnis des Unterrichtes bei Leopold von Zenetti zu betrachten, der als „ausgepichter Mozartianer“ (zit. n. Bruckner und Zenetti, S. 115) angesehen wurde. Zweifellos haben Wolfgang Amadeus Mozarts Vespern und Litaneien auch beim Magnificat Bruckners Pate gestanden (Besetzung, Generalbass-Notation, begleitende Streicherfigurationen etc.).

Das schwungvolle Werk ist durchkomponiert, die einzelnen Textabschnitte sind nur durch den Wechsel Soli/Tutti voneinander geschieden. Bemerkenswert ist das fugierte Amen, das mit seinen 23 Takten fast ein Viertel der kurzen (77‑taktigen) Komposition umfasst.

Die Reaktion des vom Geschmack des Cäcilianismus geprägten Widmungsträgers Traumihler auf dieses musizierfreudige, fröhliche, ganz textadäquat Jubel ausdrückende Magnificat ist nicht überliefert, doch dürfte das Werk seine Billigung gefunden haben, wie die wiederholten Aufführungen bezeugen.

Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 12.5.2017

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Erstdruck

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft