Haas, Friedrich
* 10.2.1811 Kleinlaufenburg/Baden (Laufenburg, Baden-Württemberg/D), † 18.7.1886
Luzern, Luzern/CH. Orgelbauer.
Nach seiner Orgelbauerlehre 1825–1829 bei der
badischen Firma Schaxel war Haas 1830–1835 Mitarbeiter Eberhard Friedrich Walckers, bevor er sich
selbstständig machte. Mit seinem Orgelbaubetrieb zog er zunächst von Ort zu Ort –
nach 1840 nur noch innerhalb der Schweiz – und ließ sich erst im Zuge des Umbaus der Orgel in der Luzerner
Stiftskirche St. Leodegar im Hof (IV/70) 1859–1862 in Luzern nieder. 1868 übergab er
den Betrieb seinem Mitarbeiter Friedrich Goll (1839–1911) und war fortan nur mehr als
Orgelexperte in beratender Funktion tätig.
Neben Joseph Aloys Mooser gilt Haas als der bedeutendste Schweizer Orgelbauer des 19. Jahrhunderts und war maßgebend für die Entwicklung von der süddeutsch-barocken hin zur romantischen Orgelbauweise. Geprägt durch Walcker, Aristide Cavaillé-Coll, mit dem ihn ab 1844 eine Freundschaft verband, sowie eine Reise zum Studium der französischen Orgelbaukunst 1846 nach Paris gelangte er durch die Synthese der in Deutschland und Frankreich herrschenden Klangästhetik und Konstruktionsprinzipien zu einem eigenständigen Stil, der von späteren schweizerischen Orgelbauern weiterentwickelt wurde. Zu seinen Schülern gehörte u. a. Joseph Merklin. Haas’ Orgelbaustil fand auch in seinem Beitrag in Johann Gottlob Töpfers (1791–1870) Lehrbuch der Orgelbaukunst (1855) seinen Niederschlag. Größere Orgeln baute er in mehreren prominenten Kirchen, neben jener in der Luzerner Stiftskirche etwa eine im Berner Münster (1849; IV/60).
Auf seiner Schweizerreise besuchte Bruckner am 8.9.1880 das Münster in Bern, wo er selbst auf der Orgel spielte und Johann Jakob Mendel (1809–1881), Organist und Musikdirektor in Bern, für ihn über Auszüge aus Richard Wagners Der Ring des Nibelungen improvisierte. Noch am selben Tag reiste Bruckner weiter nach Luzern und spielte hier am 9. September im Beisein des örtlichen Organisten P. Ambros Meier (1814–1888) die Orgel der Stiftskirche St. Leodegar im Hof. Eventuell war dabei auch Haas zugegen; Bruckner vermerkte zu seinem Orgelspiel in Luzern in seinem Taschen-Notizkalender: „Orgelbauer Haas in Szene gesetzt.“ (Verborgene Persönlichkeit, Bd. 1, S. 159).
Literatur
- Josef Anton Saladin, Die Musikpflege am Stift St. Leodegar in Luzern, in: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz 100 (1947), S. 41–168, s. S. 160–164 [P. Ambros Meier]
- Hermann Fischer/Theodor Wohnhaas, Lexikon süddeutscher Orgelbauer (Taschenbücher zur Musikwissenschaft 116). Wilhelmshaven 1994, S. 131
- Verborgene PersönlichkeitElisabeth Maier, Verborgene Persönlichkeit. Anton Bruckner in seinen privaten Aufzeichnungen (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 11). 2 Bde. Wien 2001, Bd. 1, S. 159f.
- Friedrich Jakob, Art. „Haas, Friedrich“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 10 (2001), S. 626f.
- Urs Fischer, Der Orgelbauer Friedrich Haas 1811–1886 (Monographien der Züricher Denkmalpflege 4). Zürich–Egg 2002
- Urs Fischer, Art. „Haas, Friedrich“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 8 (2002), Sp. 335f.
- Urs Fischer, Art. „Haas, Friedrich“, in: Lexikon der OrgelHermann J. Busch/Matthias Geuting, Lexikon der Orgel. Orgelbau, Orgelspiel, Komponisten und ihre Werke, Interpreten. Mit einem Geleitwort von Ton Koopman. Laaber 2007, S. 294f.
- Roland Eberlein, Die Geschichte der Orgel (Veröffentlichungen der Walcker-Stiftung für orgelwissenschaftliche Forschung 17). Köln 2011, S. 305