Kremser, Eduard (Joseph Georg)

* 10.4.1838 Leopoldstadt, Niederösterreich/A (2. Bezirk, Wien/A), † 27.11.1914 Wien. Komponist und Dirigent.

Nach Absolvierung der Handelsakademie studierte er Klavier bei Joseph Proksch (1794–1864) sowie Musiktheorie bei Leonhard Mälzel (1783–1855) und wurde Chordirigent bei der Wiener Liedertafel und dem Sängerverein Leopoldstadt. Kremser war seit 1861 Mitglied des Wiener Männergesang-Vereins (2. Tenor) und dort auch als Klavierbegleiter und Quartettsänger tätig sowie 1869–1910 als Dirigent (ab 1899 Ehrenchormeister). Er war 1877–1880 Konzertdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und 1890–1900 Bundeschormeister des Niederösterreichischen Sängerbundes. Kremser schuf zahlreiche Chorwerke, aber auch Bearbeitungen und Orchestrierungen fremder Stücke. Als Autorität auf dem Gebiet des Wiener Volksgesangs gab er 1912–1925 die Sammlung Wiener Lieder und Tänze heraus. Er war Träger zahlreicher in- und ausländischer Auszeichnungen (u. a. 1891 Franz Joseph-Orden) und Ehrenmitglied vieler Gesellschaften und Vereine.

Persönlich dürften einander Bruckner und Kremser erstmals während ihrer Tätigkeit als Hilfslehrer an der Lehrerbildungsanstalt St. Anna in Wien begegnet sein. 1873 wurde Rudolf Weinwurm dort Kremsers Nachfolger als Gesanglehrer. Am 9.8.1880 bewarb sich Bruckner bei Kremser erfolglos um die 2. Chormeisterstelle des Wiener Männergesang-Vereins (Briefe I, 800809; Bewerbungen). Kremser, bekannt als ausgezeichneter Dirigent und subtiler Kenner des Männergesangs, widmete sich als Chordirektor vor allem den Werken Franz Schuberts und Bruckners. Er bemühte sich, Bruckners Werke der Allgemeinheit verständlich zu machen und dem Komponisten die gebührende Stellung im Wiener Musikleben zu erkämpfen. Sein Arrangement des Germanenzugs für großes Streichorchester, das er vermutlich um 1892 anfertigte, wurde im September 2019 vom Verlagsarchiv Robitschek der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek übergeben (Mus.Hs.45359, Mus.Hs.45360). Kremser verfasste auch Musikrezensionen für Das Vaterland. Am 27.3.1887 leitete er die Wiener Erstaufführung von Um Mitternacht (WAB 90) und am 8.10.1893 die Uraufführung des Chores Helgoland, zu der Bruckner dem Chorleiter „viel Glück“ (Briefe II, 931002) wünschte.

Werke
  • 695 Kompositionen:
  • 409 Chorwerke (377 Männerchöre), 61 Lieder, 5 Liedsammlungen
  • 13 Bühnenwerke (Der Botschafter, Der Schlosserkönig, Der kritische Tag u. a.)
  • 118 Klavierstücke, 9 Klaviersammlungen
  • 46 Orchesterwerke
  • 34 Kompositionen für Soloinstrumente
  • (Hg.), Liedertafel. Von der Donau zum Rhein. Bd. 1: Sammlung von 156 Liedern für vierstimmigen Männergesang. Wien 1902
  • (Hg.), Kommersbuch der deutschen Studenten. Wien 1903
  • (Hg.), Wiener Lieder und Tänze. 3 Bde. Wien 1911–1925
Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 29.1.2020

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Kremser, Eduard (Joseph Georg): 11652099X

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