Skrowaczewski, Stanisław

* 3.10.1923 Lemberg/PL (Lwiw/UA), † 21.2.2017 St. Louis Park, Minnesota/USA. Dirigent und Komponist.

Skrowaczewski debütierte bereits im Alter von elf Jahren als Pianist im polnischen Radio, nachdem er schon mit sieben Jahren sein erstes symphonisches Werk komponiert hatte. 1936 spielte und dirigierte er Ludwig van Beethovens Drittes Klavierkonzert. Aufgrund einer Handverletzung im Zweiten Weltkrieg konnte er seine Karriere als Pianist nicht fortsetzen. So widmete er sich dem Studium der Fächer Dirigieren, Komposition, Musikwissenschaft und Philosophie am Konservatorium und der Universität in Lemberg, sowie 1945 an der Musikakademie in Krakau. Ein Stipendium führte ihn nach Paris, um bei Nadia Boulanger (1887–1979) Komposition und bei Paul Kletzki (1900–1973) Dirigieren zu studieren. 1946 übernahm er die Position des Chefdirigenten der Breslauer Philharmonie, anschließend die des Musikdirektors der Philharmonien von Kattowitz (1949–1954), Krakau (1954–1956) und Warschau (1956–1959). Nachdem er 1956 den internationalen Kompositionswettbewerb der Accademia Nazionale di S. Cecilia in Rom gewonnen hatte, wurde er von George Andreas Szell eingeladen, das Cleveland Orchestra zu dirigieren. 1960 wurde er Musikdirektor des Minneapolis Symphony Orchestra, 1984 Chefdirigent des Hallé Orchestra. Als Gastdirigent stand Skrowaczewski einer Vielzahl international anerkannter Orchester vor. Zahlreiche Auszeichnungen für sein Werk, Wirken und Schaffen wurden ihm verliehen, darunter u. a. die Goldmedaille der Mahler-Bruckner Society und der Cannes Classical Award für die Gesamteinspielung der Bruckner-Symphonien.

Skrowaczewski gehörte zweifelsohne zu den bedeutendsten Bruckner-Interpreten. Schon im Alter von sieben Jahren hörte er erstmals Bruckners Adagio aus der Siebenten Symphonie, eine Musik, die ihn sofort fesselte und Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen sollte. Das Adagio sollte später auch Teil seines eigenen Werks Konzert für Orchester werden, er nannte den Satz Anton Bruckners Himmelfahrt (Hommagen und Widmungen an Bruckner). Nach seiner Übersiedlung in die USA war es ihm ein wichtiges Anliegen, das noch wenig bekannte Werk Bruckners der Öffentlichkeit zuzuführen. Mehrmals spielte er Bruckners Symphonien ein, darunter auch die Symphonie in f‑Moll („Studiensymphonie“), die Ouvertüre in g‑Moll oder seine Bearbeitung des Streichquintetts in F-Dur für Streichorchester. Seine spannungsvollen, großen Bögen, wie auch die klare Durchhörbarkeit und Ausbalanciertheit des orchestralen Gesamtklangs, weniger die Affektiertheit als vielmehr ein natürlicher, flüssiger, detailgetreuer Zugang standen im Vordergrund seiner Interpretation.

Werke
  • Orchesterwerke (Music at Night, Concerto for Orchestra, Passacaglia Immaginaria, Bearbeitung von Bruckners Adagio aus dem F-Dur-Streichquintett für Streichorchester)
  • Kammermusik (z. B. Fantasie per Quattro)
  • Solomusik (Ricercari Notturni für Saxophon und Orchester, Concerto „Nicolo“ für Klavier und Orchester, Fantasie für Flöte und Orchester)
Literatur

ALETHEA DAWN POPOVITSCH

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 27.5.2019

Medien

Kategorien

Normdaten (GND)

Skrowaczewski, Stanisław: 123780349

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft