Toscanini, Arturo
* 25.3.1867 Parma/I, † 16.1.1957 New York/USA. Cellist und Dirigent.
Er begann seine Ausbildung am Violoncello bereits im Alter von neun Jahren am Konservatorium in Parma, studierte zudem Klavier und Komposition und schloss 1885 mit Auszeichnung ab. Zunächst als Cellist tätig, feierte er 1886 sein Debüt als Dirigent mit Giuseppe Verdis (1813–1901) Aida, die er bei einer Tournee in Brasilien auswendig dirigierte. Zahlreiche Engagements als Dirigent an italienischen Opernhäusern folgten, u. a. ab 1895 Teatro Regio in Turin, dann ab 1898 künstlerischer Leiter der Scala in Mailand, 1908–1915 künstlerischer Leiter an der Metropolitan Opera in New York. Während des Ersten Weltkriegs kehrte er nach Italien zurück und war ab 1921 erneut Chefdirigent an der Scala, wo er maßgeblich an Neuerungen beteiligt war. Mit dem Aufkommen des Faschismus verließ er Italien und war 1926–1936 Dirigent beim New York Philharmonic Orchestra und 1937–1954 Chefdirigent des NBC Symphony Orchestra. Zahlreiche Gastspiele führten ihn u. a. nach Wien, Salzburg und London (Wiener Staatsoper, BBC Symphony Orchestra, Wiener Philharmoniker, bedeutsame Aufführungen bei den Salzburger Festspielen).
Toscanini zählte zu den bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit, der sich v. a. mit seinen Darbietungen italienischer Opern (darunter auch zahlreiche Uraufführungen wie z. B. Giacomo Puccinis [1858–1924] La Bohème oder Turandot), aber auch seinem besonderen Einsatz für Richard Wagner und Ludwig van Beethoven profilierte. Ein immenses musikalisches Gedächtnis, höchste Konzentrationsfähigkeit gepaart mit enormen Perfektionsansprüchen und akribischer Genauigkeit, sowie ein beinahe diktatorisch-tyrannisches Auftreten zeichneten den zeitweise cholerischen Dirigenten aus, um sein Orchester und sich selbst zu Höchstleistungen zu bringen. Toscanini orientierte sich ausschließlich an der Partitur und sprach sich gegen eine willkürliche Ausdeutung des Notentextes aus. Seine Interpretationen stehen für besondere Klarheit, auffallende Balance im Metrum wie im orchestralen Gesamtklang und einen ausgeprägten Sinn für das monumentale Ganze, ohne dabei fein nuancierte Schattierungen zu vernachlässigen. Sein musikalisches Wirken wurde vielfach auf Tonträgern – v. a. im Rahmen von Rundfunkübertragungen – aufgezeichnet. Auch wenn Toscanini Bruckners symphonisches Werk studierte, sind lediglich fünf Aufführungen belegt (1896 das Adagio aus der Siebenten Symphonie in Turin als Andenken an den kürzlich verstorbenen Bruckner; 1932 und 1934: Vierte Symphonie; 1931 und 1935: Siebente Symphonie mit dem New York Philharmonic Orchestra). Viele Jahrzehnte war die einzige Aufnahme, in der Toscanini Bruckner dirigierte (der Mitschnitt einer Radioübertragung der Siebenten Symphonie 1935 aus der Carnegie Hall), unter Verschluss und wurde erst 2006 in kleiner Auflage veröffentlicht.
Literatur
- Stefan Zweig, Arturo Toscanini. Ein Bildnis. Wien 1936
- Hyman Howard Taubman, Toscanini. Das Leben des Maestro. Bern 1951
- Samuel Chotzinoff, Arturo Toscanini. Ein intimes Porträt. Wiesbaden 1956
- Harvey Sachs, Toscanini. Eine Biographie. München 1980
- Joseph Horovitz, Understanding Toscanini. London 1987
- Harvey Sachs (Hg.), The letters of Arturo Toscanini. Chicago 2006
- David Cairns, Art. „Toscanini, Arturo“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 25 (2001), S. 643–646
- Martin Elste, Art. „Toscanini, Arturo“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 16 (2006), Sp. 964–967
- www.abruckner.com/sitesearch/searchdiscographyd/default.htm?search=toscanini [25.9.2019]
- Christian Fastl, Art. „Toscanini, Arturo“, in: www.musiklexikon.ac.at [25.9.2019]