„Laßt Jubeltöne laut erklingen“ (WAB 76)

Vierstimmiger Männerchor und Bläser (2 Hr., 2 Trp., 4 Pos.) in Es‑Dur, „Mit Feuer, nicht zu schnell“

Text: Joseph Hermann Hillischer
EZ: 1854 in St. Florian
UA: 15.6.1898 in Wien (1. Umtextierung; Wiener Schubertbund; Adolf Kirchl)
Aut.: OÖ. Landesarchiv (PA94)
ED: Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 3/2, S. 161–179 (1930; Umtextierung 1898)
NGA: Band XXIII/2 (Angela Pachovsky/Anton Reinthaler, 2001)

Bruckner komponierte diesen Chor zum Empfang der Braut von Kaiser Franz Joseph I., Herzogin Elisabeth in Bayern („Sisi“), in Linz, wo sie am 21./22.4.1854 auf der Reise zu ihrer Hochzeit nach Wien Station machte. Eine Aufführung des Chores anlässlich der Feierlichkeiten kann allerdings nicht nachgewiesen werden. Die erste gesicherte Aufführung des ursprünglichen Werkes fand am 25.11.2012 im Alten Dom zu Linz unter der Leitung von Thomas Kerbl (* 1965) statt. Das Autograf, das 1896 über Theodor Reisch in den Besitz des Wiener Schubertbundes kam, befindet sich seit 1997 im OÖ. Landesarchiv.

Das 100 Takte umfassende Stück besteht aus vier unterschiedlich gewichteten Teilen und ist überwiegend homophon gehalten. Der 3. Teil endet in einer hymnischen Apotheose auf den Kaiser. Nach einer Generalpause beginnt der 4. Teil langsam und homophon mit dem Segensspruch auf das Kaiserpaar. Die Bläser haben nur harmonische Stützfunktion. Der weitgehend a cappella gehaltene Satz und die pausierenden Bläserstimmen erhöhen die Gefahr des Auseinanderdriftens, was mit ein Grund für die Nichtaufführung des Werkes gewesen sein könnte.

Der ursprüngliche Text erfuhr nach dem Tod Bruckners durch Anton August Naaf für den Wiener Schubertbund eine Umdichtung:
„Dir holde Heimat soll erklingen der höchsten Liebe treues Lied, zum Himmel an mit Lerchenschwingen vom Saatengrund, vom Blumenried du Mutter traut, die froh uns wiegte voll Lieb‘ in ihrem Blütenschooß, wer treu an deine Brust sich schmiegte, den machst du edel, stark und groß. Heil dir und Dank! Du einst uns alle zu stolzer Macht durch deine Kraft. Du baust für Fürst u. Volk die Halle. Wo Heimatstreu das Größte schafft. Kühn wächst des Volkes schlichter Sohn durch deine Herrscher festem Thron, auf weiser Herrscher festem Thron, blüht deine Macht, blüht deine Lieb‘ zur Heldenschaft. Auf weiser Herrscher Thron, auf weiser Macht, blüht deine Macht zur höchsten Kraft. Heil dir und Preis in Herrlichkeit, geb Gott dir Segen stets zum Lohn. Stärk‘ uns in Lieb‘ und Treu all’zeit für Heimat, Volk und Kaiserthron.“ (vgl. Handschrift in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Mus.Hs.19749).
Der vaterländische Charakter des Chores blieb auch mit dem neuen Text erhalten. Anlässlich der Aufführung am 15.6.1898 durch den Wiener Schubertbund unter der Leitung von Kirchl hieß es: „,Dir, holde Heimat‘, voll Kraft der Harmonisation und der Rhythmen und von großartigem polyphonen Aufbau: in jeder Beziehung ein des Meisters würdiges Werk.“ (Österreichische Musik- und Theaterzeitung 1.7.1898, S. 5).

Auch der langjährige Chronist des Wiener Schubertbundes Anton Weiß wird als „Neutextierer“ angeführt.

Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.7.2020

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Erstdruck

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft