Kirchl, Adolf Georg

* 16.6.1858 Wien/A, † 21.10.1936 Wien. Komponist und Chordirigent.

Sohn eines Beamten. Die erste musikalische Ausbildung in Klavier, Orgel und Harmonielehre erhielt Kirchl durch seinen Onkel Karl Streng (1826–1889). Neben der Ausbildung zum Volksschullehrer an der Lehrerbildungsanstalt in Wien studierte er bei Eusebius Mandyczewski (1857–1929) Musiktheorie und Komposition. 1877–1900 war Kirchl zwar hauptberuflich als Volksschullehrer tätig, trat jedoch bereits in den 1870er Jahren als Komponist und ab den 1880er Jahren als Klavierbegleiter hervor, bevor er sich ab ca. 1900 ausschließlich der Musik widmete. Kirchl bekleidete zudem zahlreiche Chormeisterstellen, so leitete er z. B. 1889–1892 den Neubauer Männergesangverein, 1891 kurzzeitig die Wiener Liedertafel, 1891–1916 in der Nachfolge Franz Mairs (1821–1893) den Wiener Schubertbund und 1924–28 den Wiener Sängerbund. 1892–1896 war er außerdem Gauchormeister des Sängergauverbandes Wien und 1893–1896 sowie 1897–1919 Bundeschormeister des Niederösterreichischen Sängerbundes und 1902–1905 Dirigent des Wiener Konzertvereins. Seine besonderen Verdienste um die Chormusik zeigen sich vor allem in der zunehmenden Professionalisierung des Wiener Schubertbundes hin zu einem international angesehenen Männerchor.

Belege für eine nähere Bekanntschaft zwischen Bruckner und Kirchl liegen bisher nicht vor, jedoch lässt sich aufgrund der regen Vereinstätigkeit Kirchls annehmen, dass Kirchl die chormusikalischen Kompositionen Bruckners bekannt waren. Für die Umtextierung des Männerchores Laßt Jubeltöne laut erklingen beauftragte Kirchl in seiner damaligen Funktion als Chormeister des Wiener Schubertbundes August Anton Naaf. Die von Kirchl dirigierte Aufführung der neutextierten Fassung am 15.6.1898 wurde durchweg positiv rezensiert: „,Dir, holde Heimat‘, voll Kraft der Harmonisation und der Rhythmen und von großartigem polyphonen Aufbau: in jeder Beziehung ein des Meisters würdiges Werk.“ (Österreichische Musik- und Theaterzeitung 1.7.1898, S. 5), „[…] ein mächtig wirkender, getragener Chor.“ (Neues Wiener Journal 16.6.1898, S. 5). Möglicherweise aufgrund des Erfolges der Aufführung nimmt Kirchl in den Jahren zwischen 1899 bis 1912 mehrere Vokalkompositionen Bruckners in das Repertoire des Wiener Schubertbundes auf, die überwiegend im Großen Saal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufgeführt wurden. Dazu zählen neben Laßt Jubeltöne laut erklingen auch die Männerchöre Helgoland und Germanenzug sowie der Psalm 150.

Schriften
  • Franz Schubert, 1915.
Werke
  • Ca. 350 Werke für Männer-, Frauen- und gemischten Chor mit und ohne Begleitung
  • Wahlsprüche u. Motti für Männergesangvereine
  • Kirchenmusik (u. a. Te Deum op. 50, Tantum ergo op. 74)
  • Lieder
  • Lieder- und Chorbuchsammlungen (Lustiges Liederbuch für kleine Leute, 1906; Liederbuch 1928)
  • Bearbeitungen von F. Mair, Liederstrauß für österreichische allgemeine Volksschulen (zahlreiche Auflagen), F. Mair, Liederbuch für österreichische Bürgerschulen (zahlreiche Auflagen), Heinrich Franz Fiby, Chorliederbuch für die österr. Mittelschulen, 1899, H. F. Fiby, Viribus unitis. Chorliederbuch, 1899.
Literatur
  • Neues Wiener Journal 16.6.1898, S. 5
  • M. Radovani, Gesangvereins-Concerte, in: Österreichische Musik- und Theaterzeitung 1.7.1898, S. 5
  • ABCD.
  • Andrea Harrandt /Christian Fastl, Art. „Kirchl, Adolf Georg“, in: www.musiklexikon.ac.at [16.2.2021]

CLEMENS GUBSCH

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 16.5.2021

Medien

Kategorien

Normdaten (GND)

Kirchl, Adolf Georg: 130209325

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft