Träumen und Wachen (WAB 87) „Schatten sind des Lebens Güter“

Vierstimmiger Männerchor a cappella und Tenor-Solo in As‑Dur, „Feierlich, langsam“

Text: Franz Grillparzer
EZ: vollendet 18.12.1890
W: Wilhelm Hartel („Seiner Magnifizenz, dem Herrn Rector, k. u. k. Hofrat, Prof. Dr. Wilhelm Ritter v. Hartel in tiefster Verehrung gewidmet […]“, s. Druck von Rättig, ÖNB‑MS, MS5215-8°)
UA: 15.1.1891 in Wien, Festsaal der Universität Wien (Franz Schaumann, T; Wiener Akademischer Gesangverein; Bruckner)
Aut.: Universitäts-Sängerschaft „Barden zu Wien“ (o. Sign.); ÖNB‑MS (Mus.Hs.3175, Skizze)
ED: Rättig, Wien 1891
NGA: Band XXIII/2 (Angela Pachovsky/Anton Reinthaler, 2001)

Bruckner komponierte diesen Chor auf Bitte von Karl Lorenz und Theodor Wähner für die Grillparzer-Feier (100. Geburtstag) an der Universität Wien und widmete das Werk Wilhelm Hartel (1890/91 Rektor): „Bruckner erklärte sich dazu mit der grössten Liebenswürdigkeit bereit, indem er uns selbst die Wahl der Dichtung überliess. Wir wählten das kleine Gedicht ‚Träumen und Wachen‘ (aus ‚Traum ein Leben‘ [1. Aufzug, letzte Szene]), welches denn Bruckner einem herrlichen Tonwerke zu Grunde legte, das er selbst mit der grössten Hingebung mit uns einstudirte […]“ (Jahresbericht des Wiener akademischen Gesangvereins, S. 10).

Der dreiteilige Chor mit der Form A‑B‑A‘ verwendet nur in seinem Mittelteil Brummstimmen, die hier, so Max Auer, in der „lyrischen Stimmung einen prächtigen Gegensatz“ (Auer, S. 399) zum ersten Teil bilden. In diesem Mittelsatz, der in Des‑Dur steht, schwebt das Tenor-Solo „immer hervortretend und zart“ gleichsam über dem Brummchor als musikalischem Fundament. Der homophon gehaltene 1. und 3. Teil, mit der Vortragsbezeichnung „Feierlich, langsam“, fällt durch seine Gestaltung des Wortes „Schatten“, das dreimal wiederholt wird, und der Worte „Wünsche, Worte, Taten“, wo drei Stimmen zu b‑Moll absinken, auf. Die Bekräftigung der Worte „Gedanken nur sind wahr“ kehrt wieder nach As‑Dur zurück. Anlässlich der Erstaufführung schrieb Theodor Helm: „So kurz die ganze Gelegenheits-Composition, so gewiß wird man sie weder des in ihr verherrlichten Dichters, als ihres musikalischen Bildners, unwürdig finden können“ (Deutsche Zeitung 23.1.1891, S. 1). Vom 21.1.1891 liegt ein Dankschreiben des Vereins an Bruckner vor (Briefe II, 910121).

Am 4.3.1893 sang der Wiener Akademische Gesangverein das Werk im Wiener Musikverein. Weitere Aufführungen sind 1924 in St. Florian, 1937 in Regensburg, 1946 in Karlsruhe, 1951 in Linz und ab 1950 vereinzelt in Wien nachweisbar. 1996 nahm der Chorus Viennensis das Werk auf CD (Musik, du himmlisches Gebilde! [ORF CD 73]) auf.

Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 4.10.2018

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft