Führich, Carl (Borromäus Raphael)

* 24.10.1865 Jamnitz/Mähren (Jemnice/CZ), † 30.4.1959 Wien/A. Musiklehrer, Pianist, Organist, Regens chori und Komponist.

Führich kam 1877 nach Wien, absolvierte die Oberrealschule und studierte 1881–1886 mit einem „Herbeck-Stipendium“ (Johann Herbeck) am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Orgel sowie Harmonielehre und Kontrapunkt bei Bruckner, Komposition bei Franz Krenn, Klavier bei Wilhelm Schenner, Guido von Rabenau (ca. 1835–1886) und August Sturm (1854–1913) sowie Musikgeschichte bei Adolf Prosniz (1829–1917). Seine Studienerfolge waren durchgehend sehr gut, lediglich im Studienjahr 1882/83 erhielt er von Bruckner im Orgelspiel für den „bezifferten Baß“ ein „Nicht genügend“.

Er war zunächst Pianist, wirkte dann als Organist und Musiklehrer, gehörte durch viele Jahre der Privatkapelle Baron Nathaniel von Rothschilds (1836–1905) an, war ab 1891 stellvertretender Chormeister (und 1898/99 Chormeister) der Wiener Singakademie sowie ab 1898 (in der Nachfolge seines Schwagers Max von Weinzierl [1841–1898]) Regens chori der Piaristenkirche „Maria Treu“ in der Wiener Josefstadt (8. Bezirk), wo er noch 1945 tätig war. Er wirkte außerdem als Chormeister des Leopoldstädter Männergesangvereines, des Gesangvereines österreichischer Eisenbahnbeamten in Wien, des Lehrerinnen-Damen-Chores, des Verbandes der Wiener Gesangvereine und des Ostmärkischen Sängerbundes.

Als Organist und Regens chori hochgeschätzt, mit Ehrungen und Auszeichnungen (u. a. einem päpstlichen Orden und dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien) überhäuft, hatte Führich als Komponist jedoch keinen nachhaltigen Erfolg. Die Stadt Wien widmete Führich ein Ehrengrab (Wiener Zentralfriedhof Gruppe 15 H 1/21), an seinem Wohnhaus in der Schäffergasse 2, Wien, 4. Bezirk, in dem Führich bis zuletzt mit seiner Frau Luise wohnte, befindet sich eine Gedenktafel.

Durch ein mit dem Ehepaar Führich und dessen Sohn Karl Wilhelm (1893–1970) befreundetes Ehepaar (Walter und Hildegard Glass), das in der Piaristengasse (8. Bezirk) wohnte, wurden zahlreiche Originaldokumente, darunter auch Autografe Bruckners, bewahrt (vgl. Maier). Sie hatten sich vorher im Besitz der Familien Führich-Puchstein befunden: Karl Wilhelm Führich hatte innerhalb des „Bruckner-Kreises“ geheiratet; seine Frau Lili (1899–1978) war eine Tochter des Journalisten Hans Puchstein. Heute sind, da einige Originale aus Geldnot verkauft werden mussten, zum Teil zwar nur mehr Fotografien erhalten, ein Teil der Sammlung wurde von W. Glass jedoch 1992 dem Anton Bruckner Institut Linz (ABIL) geschenkt.

Im musikalischen Nachlass Führichs in der Wienbibliothek fanden sich 2017 zwei Kompositionen mit Bruckner-Bezug: ein Praeludium und Fuge über ein Originalthema von Anton Bruckner sowie eine Bruckner-Fanfare „nach Motiven aus Anton Bruckners Werken“ (Fastl 2017, S. 8; Hommagen und Widmungen an Bruckner).

Werke
  • 2 Opern (Angela; Die Liebesschuld)
  • 1 Messe, Motetten
  • Chorwerke (Wintersonnenwende; Bergpsalm)
  • Kammermusik
  • Lieder
Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 18.9.2019

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Führich, Carl (Borromäus Raphael): 14028043X

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft