Piaristenkirche, Wien

Basilika Maria Treu, Piaristengasse 43 (Jodok Fink-Platz), 8. Bezirk, Wien; Pfarr- und Ordenskirche des Piaristenkollegiums Maria Treu. 1719 nach Plänen von Johann Lukas von Hildebrandt (1668–1745) im Rohbau fertiggestellt und seither als Torso in Funktion. Ab 1750 in einer zweiten Bauphase unter Mathias Gerl (1712–1765) erweitert und vollendet. 1771 konsekriert. Deckenfresken 1752/53 von Franz Anton Maulbertsch (1724–1796). Dem Piaristenorden ist es ein besonderes Anliegen, in seinen Kirchen für eine hochstehende Kirchenmusikpflege zu sorgen.

Die 1856–1858 von Carl Friedrich Ferdinand Buckow erbaute Orgel dieser Kirche zählt bis heute zu den berühmtesten in Wien. An der „Vorgängerin“ (1843 von Joseph Loyp [1801–1877] errichtet) hatte sich Bruckner am 9.10.1854 vor Ignaz Assmayr, Simon Sechter und Gottfried Preyer einer Orgelprüfung gestellt und von Assmayr ein Zeugnis erhalten. Später an der Buckow-Orgel legte er dann zwei praktische Prüfungen ab: am 12.7.1858 jene im praktischen Orgelspiel nach seinen Privatstudien bei Sechter und am 21.11.1861 den praktischen Teil jener Prüfung, um deren Abnahme er die Direktion des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gebeten hatte, obwohl er nie Schüler dieses Konservatoriums gewesen war. Die Prüfungskommission wurde von Sechter, Joseph Hellmesberger d. Ä., Felix Otto Dessoff, Moritz Alois Becker und Johann Herbeck gebildet. Letzterer fasste das Ergebnis in die denkwürdigen Worte zusammen: „Er hätte uns prüfen sollen!“ (Göll.-A. 3/1, S. 117). Am 11.6.1961 wurde eine Gedenktafel an der Kirche enthüllt.

Als es 1871 darum ging, welchen Organisten die Handels- und Gewerbekammer für Österreich unter der Enns für Konzerte in der Royal Albert Hall im Rahmen einer in London veranstalteten Gewerbeausstellung empfehlen sollte, lud diese Bruckner, den Wiener Juristen Karl Hausleithner (1843–1905) und Eduard Gerstberger (* ca. 1845/47–1902) aus Prag zu einem am 18.4.1871 angesetzten Probespiel an der Orgel der Piaristenkirche (Neues Fremden-Blatt 19.4.1871, S. 6; hier: „Gerstberg“). Auf einstimmigen Beschluss der Jury (Eduard Hanslick, Herbeck, Hellmesberger, Franz Krenn, Leopold Alexander Zellner, Preyer, Eduard Schelle [1841–1882] und als Vertreter der Handels- und Gewerbekammer Rudolf Panzer [ca. 1827–1887]) wurde Bruckner nominiert, der dann auch höchst erfolgreich im Sommer 1871 in London konzertierte.

In dieser Kirche waren 1876–1878 Hans Rott Organist und 1885–1945 Carl Führich zunächst ebenfalls Organist und ab 1898 Chorregent, beide Schüler Bruckners.

Literatur

OTTO BIBA

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 17.8.2020

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