Müller, Ernest Maria

* 30.6.1822 Irritz bei Mißlitz/Mähren (Jiřice u Miroslavi/CZ), † 28.9.1888 Linz, Oberösterreich/A. Geistlicher.

Der Sohn eines Volksschullehrers besuchte das Gymnasium in Nikolsburg (Mikulov/CZ) und studierte 1843–1846 Theologie in Wien. Nach der Priesterweihe am 19.7.1846 wirkte Müller ein Jahr als Kaplan in Pressbaum, 1847 wurde er Studienpräfekt und 1849 Subrektor am Wiener Priesterseminar. 1853 Promotion zum Dr. theol., 1857 Berufung zum Professor der Moraltheologie an der Universität Wien. Bekannt wurde er durch sein ab 1868 erscheinendes dreibändiges Werk Theologia moralis, das zehn Auflagen erlebte. 1863 wurde Müller zum Regens des Wiener Priesterseminars bestellt. Als er 1868 auch noch Domherr zu St. Stephan wurde, legte er seine Professur zurück. Die Ernennung des angesehenen Moraltheologen zum Bischof von Linz durch Kaiser Franz Joseph I. am 17.2.1885 kam für viele überraschend (Bischofsweihe in Wien am 26.4.1885 durch Kardinal Cölestin Josef Ganglbauer [1817–1889], Inthronisation in Linz am 3.5.1885). Müller erwies sich als eine Kraft des Ausgleichs und leistete einen wichtigen Beitrag zur Beendigung der Konflikte zwischen Kirche und Liberalismus. Schon 1885 ordnete der Bischof die Führung von Pfarrchroniken verpflichtend an. Unter ihm machte der Dombau gute Fortschritte (1885 Einweihung des Presbyteriums, 1886 Beginn des Turmbaus).

Das 100‑Jahr-Jubiläum der Diözese 1885 hielt Müller bereits im Neuen Dom ab, wobei Bruckner die Orgel spielte, Chordirigent war Johann Baptist Burgstaller. Auch beim 25-Jahr-Jubiläum der Grundsteinlegung des Domes am 29.9.1887 spielte Bruckner die Orgel, außerdem wurde auf Wunsch des Bischofs das Te Deum von der Liedertafel „Frohsinn“ unter Adalbert Schreyer aufgeführt. In diesem Jahr erließ Müller, ermutigt durch ein römisches „regolamento“ und beeinflusst von Johann Evangelist Habert, eine Verordnung über die Kirchenmusik, in der er sich, entgegen den Bestrebungen des Allgemeinen Deutschen Cäcilienvereins (ACV, Cäcilianismus), für den figurierten mehrstimmigen Gesang und die Instrumentalmusik aussprach. Der musikalisch begabte Bischof förderte den Oberösterreichischen Cäcilienverein (OÖCV) und unterstützte auch den Komponisten Habert. Einen wesentlichen Beitrag leistete Müller zum Aufschwung der Herz-Jesu- und Herz-Mariä-Verehrung in der Diözese.

Schriften
  • Theologia moralis. 3 Bde. Wien 1868–1876
  • Lösung der für die Pastoral-Conferenzen des Jahres 1886 dem Linzer Diöcesan-Clerus vorgelegten Fragen. Linz 1887
  • Geistliche Apotheke für Alle, die ewig leben wollen. Belehrungsbüchlein. 3., durchges. Aufl. Steyr 1888
Literatur
  • Lambert Guppenberger, Bibliographie des Clerus der Diöcese Linz von deren Gründung bis zur Gegenwart. 1875–1893. Linz 1893, S. 135ff.
  • Alois Hartl, Johann Evangelist Habert. Organist in Gmunden. Ein Lebensbild. Wien 1900, bes. S. 489–499
  • Leopold Mathias, Das Wiener Priesterseminar. Seine Entstehung im Jahre 1758 und sein Wandel durch die Jahrhunderte. Diss. Wien 1975, S. 149–244
  • Johann Ruhsam, Der Linzer Bischof Dr. Ernest Maria Müller als theologischer Schriftsteller. Dipl.arb. Linz 1981
  • Rudolf Zinnhobler (Hg.), Die Bischöfe von Linz. Linz 1985
  • Rudolf Zinnhobler, Ein Bericht des Linzer Domkapellmeisters Johann Baptist Burgstaller über Anton Bruckner [1909], in: Neues Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 4 (1985/86) H. 3, S. 229–231
  • Reinhold J. Dessl, Die Herz-Jesu-Verehrung in Oberösterreich im 18. und 19. Jahrhundert. Etappen der kirchlichen Integration einer Frömmigkeitsform, in: Jahrbuch des Oö. Museal-Vereins 132/1 (1987), S. 81–136, bes. S. 114–117
  • Rudolf Zinnhobler, Das Bistum Linz. Seine Bischöfe und Generalvikare (1783/85–2000) (Neues Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 15/1). Linz 2002, S. 73ff.

RUDOLF ZINNHOBLER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 9.1.2019

Medien

Kategorien

Normdaten (GND)

Müller, Ernest Maria: 137301707

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft