Burgstaller, Johann Baptist

* 3.10.1840 Neukirchen an der Vöckla, Oberösterreich/A, † 15.5.1925 Linz, Oberösterreich/A. Geistlicher.

Der Sohn eines Volksschuloberlehrers besuchte das Gymnasium der Jesuiten auf dem Freinberg in Linz (1852–1859) und trat hierauf in das Priesterseminar ein (Priesterweihe 26.7.1863). Er wirkte als Kooperator in Gampern (1863–1872), wurde dann Dom- und Chorvikar im Alten Dom (1872–1886) und Chordirigent der von Bischof Franz Joseph Rudigier an der Votivkapelle des Neuen Domes errichteten Sängerkapelle (1872–1909). Im 1875 konstituierten Oberösterreichischen Cäcilienverein (OÖCV, Cäcilianismus) übte Burgstaller verschiedene Funktionen aus (Obmann 1884–1892). Als Vermittler im Richtungsstreit zwischen dem Allgemeinem Deutschen Cäcilienverein (ACV) und dem Österreichischen Cäcilienverein (ÖCV) verfasste er 1885 eine „Friedenserklärung“, die in der Zeitschrift für katholische Kirchenmusik erscheinen sollte, was der Herausgeber Johann Evangelist Habert jedoch ablehnte. 1880–1911 war Burgstaller auch Lehrer des Choralgesangs am Priesterseminar. Zur weiteren Ausbildung im Choral hielt er sich 1890/91 in Rom auf. 1892 Ehrenkanonikus von Mattsee. 1905 Mitglied, 1909 Obmann der Diözesankommission für Kirchenmusik. Das Amt des Chordirektors legte er 1909 zurück; daraufhin wurde ihm der Ehrentitel „Geistlicher Direktor des Domchores“ verliehen.

Burgstaller schrieb zahlreiche Kompositionen für den Kirchenchor und hatte gute Kontakte zu Habert, dessen Werke er häufig aufführte und der ihm seine Litanei in A-Dur widmete. Auch die Beziehungen zu Bruckner, den er als berühmtesten Organisten seiner Zeit und als „berühmtesten Meister der Töne“ (Zinnhobler, S. 229) bezeichnete, müssen zunächst eng gewesen sein. Er leitete u. a. 1869 die Uraufführung des Graduale Locus iste. Bruckner komponierte auf Anregung Burgstallers die Antiphon „Tota pulchra es, Maria“, aufgeführt 1878 beim 25-Jahr-Jubiläum der Bischofsweihe des Widmungsträgers Rudigier. Auf Ersuchen Burgstallers entstanden 1885 das Responsorium Ecce sacerdos sowie das Graduale Virga Jesse für die 100-Jahr-Feier der Diözese Linz. Bruckner widmete Burgstaller im selben Jahr auch sein schon 1861 komponiertes Afferentur. In einer für den Nachfolger Rudigiers, Ernest Maria Müller (Bischof 1885–1888), zusammengestellten Liste aufzuführender Kirchenmusikwerke hatte der „Cäcilianer“ Burgstaller allerdings – zum Missvergnügen des Bischofs – neben den Vertretern der Wiener Klassik u. a. auch Bruckner nicht erwähnt.

Werke
  • zahlreiche liturgische Gesänge, teilweise mit Orgelbegleitung (Introitus, Communio, Graduale, Offertorium); 9 Hymnen (5 Tantum ergo, Ave maris stella, u. a.); 5 Motetten (Cantantibus Organis, u. a.); 2 Litaneien
  • geistliche und weltliche Lieder
Literatur
  • Wolfgang Dannerbauer, Hundertjähriger General-Schematismus des geistlichen Personalstandes der Diöcese Linz vom Jahre 1785 bis 1885, Bd. 1, Abth. 1: Chronologisches Nekrologium der seit 1785 in der Diöcese Linz verstorbenen geistlichen Personen […]. Linz 1887, S. 672f., 717
  • Konrad Meindl, Leben und Wirken des Bischofes Franz Joseph Rudigier von Linz. Bd. 2: Das Leben und Wirken in der bischöflichen Zeit von 1869 bis zum Tode nebst Charakterschilderung. Linz 1892, S. 629f., 632
  • Lambert Guppenberger, Bibliographie des Clerus der Diöcese Linz von deren Gründung bis zur Gegenwart. 1875–1893. Linz 1893, S. 17–21 [mit Werkverzeichnis]
  • Alois Hartl, Johannes Ev. Habert. Organist in Gmunden. Ein Lebensbild. Wien 1900
  • Alois Hartl, Ein oberösterreichischer Veteran der Kirchenmusik. Johann Baptist Burgstaller, in: Musica Divina 13 (1925) H. 2, S. 54f.
  • Ferdinand Krackowizer/Franz Berger, Biographisches Lexikon des Landes Österreich ob der Enns. Gelehrte, Schriftsteller und Künstler Oberösterreichs seit 1800. Passau–Linz 1931, S. 35
  • A. R[iegl], Ehrenkanonikus Joh. B. Burgstaller †, in: Linzer Volksblatt 17.5.1925, S. 6
  • Josef N. Moser, Johannes Evangelist Habert 1833–1896. Ein oberösterreichischer Komponist und Musiktheoretiker. Gmunden 1976, S. 32, 34, 38, 92
  • Rudolf Zinnhobler, Ein Bericht des Linzer Domkapellmeisters Johann B. Burgstaller über Anton Bruckner [1909], in: Rudolf Zinnhobler (Hg.), Neues Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 4 (1985/86) H. 3, S. 229ff.
  • Robert Klugseder/Ikarus Kaiser, Wiederentdeckung eines umfangreichen Korpus an Abschriften des Linzer Dom-Musikarchivs, in: ABIL-MitteilungenABIL-Mitteilungen. Hg. v. Anton Bruckner Institut Linz. Linz 2008ff. Nr. 17 (Juni 2016), S. 4–10
  • Diözesanarchiv Linz, Pers-A/2, Sch. 9, Fasz. B/138

RUDOLF ZINNHOBLER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 14.1.2019

Medien

Kategorien

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft