Neuer Dom, Linz
Herrenstraße, Linz. Baubeginn durch eine Initiative Bischof Franz Joseph Rudigiers nach der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariä durch Papst Pius IX. (1792–1878) – Bulle „Ineffabilis Deus“, 8.12.1854. Plan und Ausführung vom Kölner Dombaumeister Vinzenz Statz (1819–1898); Mitarbeiter waren dessen Sohn Franz Statz (1848–1930), Dombaumeister Otto Schirmer (1828–1904) und ab 1909 Dombauleiter Matthäus Schlager (1870–1959).
Historisierender Bau im Stil der französischen Hochgotik mit langer Bauzeit (Grundsteinlegung am 1.5.1862, Weihe am 1.5.1924, Vollendung des Baues erst 1935 zum 150‑Jahr-Jubiläum der Diözese Linz). Mit einem Fassungsraum von 20.000 Personen handelt es sich um den größten Kirchenraum Österreichs, mit einer Turmhöhe von 134,69 m um den zweithöchsten Kirchturm Österreichs (der Turm von St. Stephan in Wien ist um knapp 2 m höher). Bemerkenswert sind die Glasfenster, besonders das „Linzer Fenster“ (Tiroler Glasmalerei und Mosaik‑Anstalt, Innsbruck), auf dem u. a. Kaiser Friedrich III. (1415–1493), Kaiser Maximilian I. (1459–1519), Kaiser Ferdinand I. (1503–1564), Johannes Kepler (1571–1630), Ludwig van Beethoven und Bruckner (IKO 154, Ikonografie) dargestellt sind. Die Krypta birgt die Begräbnisstätten der Linzer Bischöfe, darunter auch Bischof Rudigiers.
Die neun Glocken des Domes (aus den Jahren 1869 bzw. 1901 stammend) ergeben, wenn sie zusammen erklingen, die Anfangstöne des Salve Regina. Im Dom gibt es heute zwei Orgeln: Die große 1968 von der dänischen Werkstatt Marcussen & Sohn erbaute „Rudigier-Orgel“, sowie eine 1989 von der Werkstatt Pflüger (Feldkirch) erbaute Chororgel. Letztere ersetzte jene (II/34) von Johann Lachmayr, auf der Bruckner zur Orgel-Weihe und zum gleichzeitig stattfindendem 25-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung des Neuen Domes 1887 spielte. Unter Wilhelm Floderers Leitung wurde damals Bruckners Te Deum aufgeführt.
Ist der Alte Dom in erster Linie mit dem Wirken des Organisten Bruckner verknüpft, so assoziiert man mit dem Neuen Dom vorrangig den Komponisten, dessen Name mit der Baugeschichte aufs engste verbunden ist: Bruckner erhielt von Bischof Rudigier nicht nur den ehrenvollen Auftrag zu einer Festkantate zur Grundsteinlegung (1862), sondern auch zu seiner Messe in e‑Moll zur Einweihung der Votivkapelle (1869). Das ebenfalls für diesen Anlass komponierte Locus iste wurde im Gegensatz zur Messe in e-Moll erst einen Monat nach der Einweihungsfeier in der Votivkapelle des Neuen Doms unter der Leitung von Johann Baptist Burgstaller uraufgeführt. 1878 widmete Bruckner Rudigier (Widmungsträger) zum 25-jährigen Amtsjubiläum die Antiphon „Tota pulchra es, Maria“, die während einer Vesper ebenfalls in der Votivkapelle unter der Leitung von Burgstaller uraufgeführt wurde. Am Ende der zweiten Dombauperiode (1885) erklang Bruckners Graduale Virga Jesse im Presbyterium des Neuen Doms.
1897–1914 gab es mehrere erfolglose Versuche, Bruckner ein Denkmal, u. a. am Platz beim Neuen Dom, zu setzen; der Erste Weltkrieg machte alle Bemühungen zunichte (Denkmalprojekte). Schließlich zeigt eines der 77 farbigen Fenster des 1924 geweihten Neuen Domes Bruckner mit einer Notenrolle neben Orgelpfeifen (IKO 154), eine 1996 im rechten Seitenschiff enthüllte Gedenktafel erinnert an die Uraufführung der Messe in e-Moll. Im Juli 2000 war anlässlich der Präsentation Oberösterreichs auf der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover die Ausstellung Anton Bruckner und der Linzer Mariendom im Neuen Dom zu sehen.
Literatur
- Balthasar Scherndl, Führer durch den Mariä Empfängnis Dom in Linz. Linz 1902
- [Domweihe], in: Linzer Volksblatt 29.4.1924, S. 1-5
- Bruckner-Ikonographie IRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 7). Graz 1990
- Christian Kratz, Der Neue Dom zu Linz, in: OÖ. HeimatblätterOberösterreichische Heimatblätter. Linz 1947ff. 48 (1994) H. 1, S. 3–17
- Johannes Ebner/Monika Würthinger, Der Neue Dom zu Linz auf dem Weg zur Kathedrale und Pfarrkirche. Vom Projekt zur Weihe (1924), in: OÖ. HeimatblätterOberösterreichische Heimatblätter. Linz 1947ff. 53 (1999) H. 1/2, S. 21–45
- www.dioezese-linz.at/mariendom [1.7.2020]