Ruzicka, Peter

* 3.7.1948 Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen/D. Komponist, Dirigent, Intendant, Professor für Kulturmanagement.

Erhielt seine musikalische Ausbildung (Klavier, Oboe, Komposition [1963–1968]) am Konservatorium Hamburg sowie anschließend Unterricht in Komposition bei Hans Werner Henze (1926–2012) und Hans Otte (1926–2007). Er studierte Rechts-, Theater- und Musikwissenschaft sowie Betriebswirtschaftslehre in Hamburg, München und Berlin (Promotion 1977). Seine ersten Kompositionen entstanden in den späten 1960er Jahren. Ab 1970 beschäftigte er sich, beeinflusst durch die Theorien von Theodor W. Adorno (1903–1969), mit dem „kritischen Komponieren“. Seine Werke wurden international aufgeführt und mehrfach ausgezeichnet. Neben seinem kompositorischen Schaffen ist er seit 1972 als Dirigent tätig. Zu den zahlreichen Orchestern, mit denen er zusammengearbeitet hat, zählen u. a. das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Bruckner Orchester Linz, das Mozarteumorchester Salzburg, das Shanghai Symphony Orchestra, das Philharmonische Staatsorchester Hamburg, die Münchner Philharmoniker und die Wiener Symphoniker. Er war Intendant des Rundfunk Symphonieorchesters Berlin (1979–1987), der Staatsoper Hamburg und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg (1988–1997). Von 1989–1992 war er im Aufsichtsrat der GEMA tätig. 1996 übernahm er als Nachfolger Henzes die künstlerische Leitung der Münchner Biennale (bis 2014) und war als künstlerischer Berater des Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam tätig (1997–1999). Er war Präsident der Bayerischen Theaterakademie (1999–2000). Daran anschließend leitete er als Intendant die Salzburger Festspiele (2001–2006) und als Geschäftsführender Intendant die Osterfestspiele Salzburg (2015–2020). Seit 1990 ist er Professor für Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Darüber hinaus ist er seit 1981 Beiratsmitglied der Gesellschaft für Verwertung von Leistungsschutzrechten und ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (seit 1985) und der Freien Akademie der Künste in Hamburg (seit 1987).

Ruzickas Interesse am Finalsatz der Neunten Symphonie dürfte sich vornehmlich aus dessen Fragment-Charakter ableiten, da die konzeptionellen und ästhetischen Bedingungen des Fragments bzw. des Fragmentarischen als solchem auch einen starken Einfluss auf Ruzickas eigenes kompositorisches Schaffen zeitigen. Der Einrichtung des Finalsatzes vorausgegangen war eine für den RIAS produzierte Rundfunksendung unter dem Titel Annäherung an einen Torso, in der Ruzicka einzelne Passagen der Exposition sowie weiterer Fragmente des Satzes musikalisch sowie durch Kommentare begleitet vorstellte. Unter gleichlautendem Titel veröffentliche Ruzicka im Anschluss an die Produktion in mehreren Artikeln in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften eine Studie. Da weder die Einrichtung selbst noch Audiomitschnitte der Rundfunkproduktion vorliegen, kann lediglich auf Ruzicka selbst verwiesen werden, der die Einrichtung als eine „modifizierte Oeser-Fassung“ (Übersicht der Aufführungs-Versionen, S. 56) bezeichnet. Eine von Ruzicka dirigierte Aufführung, bei der die Finalsatz-Exposition in das Te Deum überleitet, erfolgte im Oktober 1981 zusammen mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Als Intendant des RSO initiierte er 1985 ebenfalls die von Nicola Samale und Giuseppe Mazzuca erstellte Komplettierung des Finalsatzes und wirkte bei einer an die Aufführung vom 18.2.1986 angeschlossenen Podiumsdiskussion gemeinsam mit Samale, Mazzuca, Peter Gülke und Rudolf Stephan mit.

Werke
  • Bühnenwerke (u.a. Celan, Hölderlin, Benjamin)
  • Orchesterwerke
  • Vokalmusik (u.a. Esta Noche, Todesfuge, Hölderlin Symphonie)
  • Kammermusik
  • Solowerke (u.a. Sonate per Violoncello, Préludes, Fünf Szenen)
Schriften
  • Die Problematik eines „ewigen Urheberpersönlichkeitsrechts“ unter besonderer Berücksichtigung des Schutzes musikalischer Werke. Diss. Berlin 1977
  • (Hg.), Mahler – eine Herausforderung. Wiesbaden 1977
  • Musiktheater, in: Hermann Rauhe/Christine Demmer (Hg.), Kulturmanagement. Theorie und Praxis einer professionellen Kunst. Berlin 1994, S. 255–269
  • (Hg.), Thomas Schäfer, Erfundene und gefundene Musik. Analysen, Portraits und Reflexionen. Hofheim 1998
Literatur
  • Benjamin-Gunnar Cohrs und John Alan Phillips, Übersicht der Aufführungs-Versionen des Finale-Fragments, in: Heinz-Klaus Metzger/Rainer Riehn (Hg.), Bruckners Neunte im Fegefeuer der Rezeption (Musik-Konzepte 120/121/122). München 2003, S. 51–74
  • Auli Eberle (Hg.), Ins Offene. Texte zur Musik. Hofheim 2009
  • ABCD
  • Friederike Wissmann, Art. „Ruzicka, Peter“, in: MGG2 14 (2005), Sp. 714–718
  • Walter Habel (Hg.), Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. Lübeck 2013, S. 3313
  • www.munzinger.de [27.7.2021]
  • www.peter-ruzicka.de [27.7.2021]
  • Alexander Rausch, Art. „Ruzicka, Peter“, in: www.musiklexikon.ac.at [27.7.2021]

CLEMENS GUBSCH, KAROLINE HOCHSTÖGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 27.7.2021

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Normdaten (GND)

Ruzicka, Peter: 115585532

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft