Amstetten

Stadt im Südwesten Niederösterreichs, im Mostviertel gelegen. Mit der Eröffnung der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn 1858 wurde Amstetten zu einem wichtigen Bahnknotenpunkt. 1890: 2.599, 2019: ca. 23.700 EW.

Bruckner hielt sich auf der Durchreise nach Wien oder Linz öfter in Amstetten auf. Am 5.10.1892 legte Bruckner bei einer Zugfahrt von Steyr nach Wien einen Zwischenstopp in Amstetten ein, um sich dort im Haus von Alfred Freiherr von Lederer (* 20.1.1848 Wien/A, † 20.12.1916 Wien; 1891/92 Bezirkshauptmann von Horn, 1892–1909 Bezirkshauptmann von Amstetten) mit Anna Rogl, Tochter des Kerkermeisters von St. Florian, zu treffen. Bei dieser Gelegenheit überreichte Bruckner Anna Rogl seine Visitenkarte mit der Wiener Adresse, damit sie ihn dort besuchen könne. Ein Treffen in Wien kam aber nie zustande.

Zuvor hatte Bruckner am 1.10.1892 in Steyr einen Brief an A. Rogl geschrieben, dem er ein Bild (Fotografen) von sich selbst beigelegt hatte und in dem er um ein Bild von ihr bat: „Hochgeehrtes Fräulein! Meinem Versprechen gemäß empfangen [Sie] mein Bild. Bitte um das Ihrige. Mittwoch 5. Okt[ober] circa 2–3 Uhr werde ich mit dem Mittagszuge in Amstetten sein. Soll ich Sie jetzt besuchen oder erst später einmal? Bitte Sie, mir hierüber zu schreiben. Mit Handkuß“ (Briefe II, 921001).

Am 10.8.1893 bat Ignaz Putz d. J. (* 16.5.1853 Blindenmarkt, Niederösterreich/A, † 6.2.1927 Wien), Sohn des gleichnamigen Gastwirtes, Cafetiers und Hoteliers in Amstetten, Ignaz Putz d. Ä. (* 21.10.1824 St. Pölten, Niederösterreich/A, † 10.12.1893 Mödling, Niederösterreich/A), als Obmann (1881–1895) der 1850 gegründeten Amstettner Liedertafel Bruckner um ein Motto (Briefe II, 930810). Von Bruckner liegt keine Antwort vor, das Motto vertonte schließlich der am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ausgebildete Richard Petrowitz (* 5.12.1865 Brunn am Gebirge, Niederösterreich/A, † 18.1.1912 Amstetten), ab 1890 Kapellmeister des Markt-Musikvereins.

Eine Aktion des ORF (Studio Oberösterreich) aus dem Jahr 1977 mit dem Titel Gesucht: Anton Bruckner ergab weitere Verbindungen mit dem Raum Amstetten. So trat Bruckner als Organist in Ulmerfeld-Hausmening auf und dürfte eine Reihe privater Beziehungen in der Gegend rund um Amstetten gepflegt haben. Josef Latzelsberger, der aus Allhartsberg im Bezirk Amstetten stammte, war 1868–1871 Schüler (Orgel, Kontrapunkt) Bruckners am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.

In der Ahnenforschung wurde bis in die 1930er Jahre nur die oberösterreichische Linie der Familie Bruckner verfolgt und fälschlich angenommen, dass Bruckners Vorfahren durchwegs oberösterreichische „Bauern“ waren. Dies konnte Ernst Schwanzara 1937 widerlegen. Die väterliche Linie lässt sich bis ca. 1400 in Niederösterreich (Pruckhenhof, nahe Oed bei Amstetten, vgl. Gedenkstätten, Wallsee-Sindelburg) nachweisen.

Literatur

• Ignaz Putz, Persönliche Erinnerung an Bruckner, in: Neues Wiener Tagblatt 4.9.1924, S. 5f.
• Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 2/1, S. 313f.
• Ernst Schwanzara, Anton Bruckners Stamm und Urheimat. Regensburg 1937
• Manfred Wagner, Bruckners Beziehungen zum Bezirk Amstetten (Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten 75). Amstetten 1978
• Heimo Cerny, Anton Bruckners Spuren im Bezirk Amstetten. Teil 2 (Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten 316). Amstetten 1997
• Briefe IIAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. II. 1887–1896 (NGA XXIV/2). Wien 2003
• ABCD
• www.mostwiki.at/amstetten-chronik [1.7.2020]
• www.musikverein-amstetten.at/word/?page_id=437&page=2 [1.7.2020]
• Robert Hinterndorfer, Art. „Amstetten“, in: www.musiklexikon.ac.at [1.7.2020]
• Taufbuch 1807–1859 der Pfarre Blindenmarkt, fol. 302
• Taufbuch 1821–1836 der Dompfarre in St. Pölten, fol. 74
• Taufbuch 1858–1865 der Pfarre Brunn am Gebirge, fol. 183
• Sterbebuch 1889–1898 der Pfarre St. Othmar in Mödling, fol. 165
• Sterbebuch 1911–1918 der Pfarre St. Stephan in Amstetten, fol. 32
• Sterbebuch 1926–1927 der Pfarre Gumpendorf (Wien VI), 1927, fol. 7