Belvedere

Für Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) errichtete Schlossanlage an der Prinz Eugen-Straße 27 (zu Bruckners Zeit Heugasse), 3. Bezirk, Wien.

Bruckner wohnte seit 1877 im Haus seines Schülers Anton Oelzelt von Newin in der Heßgasse 7, 1. Bezirk, Wien, im 4. Stock. Da ihm mit zunehmendem Alter das Stiegensteigen immer beschwerlicher wurde, suchte er nach einer ebenerdigen Wohnung. Ein Gesuch an den Fürsten Johann von Liechtenstein um ein Quartier in einem von dessen Häusern schlug fehl, da dort keine Wohnung frei war. Als Anton Meißner erfuhr, dass im Belvedere eine Wohnung frei würde, richtete Bruckner seine Hoffnungen auf Kaiser Franz Joseph I. und ersuchte seine Gönnerin Erzherzogin Marie Valerie um Vermittlung. Diese ließ Bruckners Gesuch durch ihre Hofdame Maria Freiin Vécsey von Hajnácskeö (1864–1928) am 11.3.1895 an den Obersthofmeister Konstantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst übermitteln: „Es heisst, dass er hoffnungslos krank ist, u. eigentlich kaum mehr die Uebersiedlung erlebt.“ (Briefe II, 950311). Aufgrund des angesprochenen schlechten Gesundheitszustandes wurde vom Obersthofmeisteramt beschieden, dass eine Übersiedlung für Bruckner derzeit nicht möglich sei. Sollte sich dieser Zustand ändern und dies ärztlich bestätigt werden, werde man ihm für die Dauer des Sommers eine Wohnung im Belvedere oder in Hetzendorf zur Verfügung stellen.

Als Bruckners Arzt Leopold Schrötter von Kristelli knapp zwei Monate später attestierte, dass Bruckner fast völlig wiederhergestellt sei, wurde jenem die früher vom Kustos der Gemäldegalerie Wilhelm Wartenegg von Wertheimstein (1839–1914, Pseud. Wilhelm Wehm), innegehabte Wohnung im Kustodenstöckel des Belvedere zugewiesen. Bruckner bezog sie am 4.7.1895; am 9.8. entschied das Obersthofmeisteramt schließlich, dass ihm die Wohnung so lange belassen werde, als er sie zu benützen gedenke. So wurde das Kustodenstöckel Bruckners Sterbeort (Krankheiten und Tod Bruckners).

Am Kustodenstöckel befindet sich eine 1921 von Max Soeser (1880–1945), Obmann der Brucknervereinigung (Bruckner-Gesellschaften), gestiftete Gedenktafel mit Relief von Edi Naumann ([1877–1941]; IKO 139; Ikonografie).

Literatur

THEOPHIL ANTONICEK

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.7.2020

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft