Marie Valerie, Erzherzogin von Österreich

* 22.4.1868 Ofen/Ungarn (Budapest/H), † 6.9.1924 Wallsee, Niederösterreich/A. Erzherzogin.

Jüngste Tochter Kaiser Franz Josephs I. und der Kaiserin Elisabeth. Marie Valerie war zwar unmusikalisch, wurde aber durch ihre Cousine und beste Freundin, Herzogin Amalie in Bayern, für Bruckner begeistert. Sie setzte sich beim Kaiser für den angeblich verarmten Komponisten ein und konnte ihrer Cousine schon am 1.6.1886 bei einem Treffen in Possenhofen berichten, „daß die Sache mit Bruckner im Gang sei!“ (zit. n. Hamann, S. 22). Dieser Einsatz verschaffte Bruckner schon am 8.7.1886 die Verleihung des Franz Joseph-Ordens (Ehrungen) und eine jährliche Zulage von 300 fl. Als der Kaiser sich nach mehreren ähnlichen Versuchen unwillig zeigte, Bruckners neue Kompositionen zu finanzieren, sammelte Marie Valerie Geld für den Druck der Achten Symphonie, für den der Kaiser schließlich doch noch Geldmittel zur Verfügung stellte.

Die Kaisertochter setzte bei ihrer Hochzeit mit Erzherzog Franz Salvator (1866–1939) am 31.7.1890 in (Bad) Ischl Bruckner als Organist durch. Es gab große Diskussionen, was Bruckner bei der Feier spielen sollte. Schließlich einigte man sich auf das Halleluja aus Georg Friedrich Händels (1685–1759) Messias, den Schluss bildete wie fast immer die Volkshymne. Bruckner wurde gebührend gewürdigt, auch den Hochzeitsgästen vorgestellt und zum Gala-Essen im engsten Kreis geladen. Außerdem erhielt er für sein Spiel 100 Golddukaten und eine lobende Anerkennung. Die seit langem erwartete Auszeichnung aber blieb wieder aus.

Durch Valeries wachsende familiäre Inanspruchnahme als Mutter von neun Kindern und fern von Wien wurde ihr Engagement für Bruckner schwächer. Als aber Bruckner sich in einem Brief vom 19.2.1895 an Marie Valerie (Briefe II, 950219) wandte und um Überlassung einer geeigneten Wohnung bat, da ihm das Treppensteigen in der Heßgasse immer beschwerlicher wurde, setzte sie sich 1895 auch auf Anregung ihres Beichtvaters, des Jesuitenpaters Heinrich Abel SJ, für den kranken Bruckner ein. Dieser ließ von Anton Meißner ein Gesuch schreiben mit der von Leopold Schrötter von Kristelli unterstützten Bitte, dem kranken alten Bruckner doch eine kleine, ebenerdige Wohnung in Wien im Garten des Schlosses Belvedere zu geben. Das Gesuch wurde dann von Bruckners Wiener Beichtvater P. Karl Graff SJ an Pater Abel übergeben. Der Kaiser wurde freilich nicht mehr direkt, sondern durch einen Brief von Marie Valeries Hofdame Baronin Marie Vécsey-Hajnacskeö (1864–1928) an Konstantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst kontaktiert (Briefe II, 950311). So erhielt Bruckner im Kustodentrakt des Belvedere in Wien seine letzte, sehr geräumige und ebenerdige Wohnung (Dokumente im Haus-, Hof- und Staatsarchiv). Dort starb er ein Jahr später (Krankheiten und Tod Bruckners).

Am 10.1.1914 fand die erste Versammlung des Arbeitsausschusses für das Linzer Bruckner-Denkmal, mit August Göllerich an der Spitze, statt. Erzherzogin Marie Valerie hatte das Protektorat übernommen.

Literatur

BRIGITTE HAMANN, UWE HARTEN

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 14.12.2018

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Abbildungen

Abbildung 1: Marie Valerie und Franz Salvator, in: An der Schönen Blauen Donau 5 (1890) H. 13, S. 312/1

Normdaten (GND)

Marie Valerie, Erzherzogin von Österreich: 118919830

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft