Chailly, Riccardo

* 20.2.1953 Mailand/I. Dirigent.

Sohn des Komponisten und Dirigenten Luciano Chailly (1920–2002), erster Musikunterricht durch den Vater. Dirigier-Studium am Mailänder Konservatorium bei Franco Caracciolo (1920–1999) sowie bei Franco Ferrara (1911–1985) in Siena. Anschließend debütierte Chailly 1968 in Padua und wurde 1972–1974 als Assistent Claudio Abbados an der Mailänder Scala beschäftigt. Bald eröffnete sich ihm eine große Karriere, die ihn als Orchesterleiter nach Amerika, Deutschland und Holland führte. 1980 Debüt beim Berliner Philharmonischen Orchester, 1982–1985 Gastdirigent des London Philharmonic Orchestra, 1982–1989 war er Chefdirigent des Radio-Symphonie-Orchesters Berlin. 1984 leitete er auf Einladung Herbert von Karajans die Eröffnung der Salzburger Festspiele. Im Jahr 1985 übernahm er die Leitung des Concertgebouw Orkest in Amsterdam. 2005–2016 war er Chefdirigent des Gewandhausorchesters in Leipzig und Generalmusikdirektor der Leipziger Oper, 2015 wurde er Musikdirektor an der Mailänder Scala. Nach dem Tod Abbados leitet er seit 2016 außerdem das Lucerne Festival Orchestra.

Als Konzertdirigent wandte er sich mit großer Begeisterung der deutschen spätromantischen Musik zu. Die Werke Bruckners und Gustav Mahlers zählen zu seinen bevorzugten Repertoirestücken, zahlreiche hervorragende Tonaufnahmen legen dafür Beweis ab. Als typisch „moderner“ Bruckner-Dirigent bewies Chailly nicht allein seinen Hang zu Präzision, sondern auch zu lebensvoller, unpathetischer und dennoch tief berührender Darstellung. Seine Tonaufnahmen mit dem Concertgebouw Orkest (Zweite, Vierte, Fünfte, Sechste, Siebente, Achte und Neunte Symphonie) wurden als interpretatorische Marksteine gerühmt.

Schriften
  • Das Geheimnis liegt in der Stille. Gespräche über Musik. Leipzig 2015
Literatur

CLEMENS HÖSLINGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 19.2.2020

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Normdaten (GND)

Chailly, Riccardo: 123951283

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft