Amaranths Waldeslieder (WAB 58) „Wie bist du Frühling gut und treu“
Lied für Singstimme und Klavier in G‑Dur
Für Amaranths Waldeslieder wählte Bruckner aus dem romantischen Epos Amaranth (1849) von Oskar von Redwitz fünf der 14 Strophen aus dem lyrischen Abschnitt, die seiner „Natur- und Gottesgläubigkeit“ (Marschalk, S. 1592) entsprachen. Schon 1851 hatte er einen Text aus diesem Werk vertont (Entsagen). Bruckner orientierte sich am Gattungsmodell der durchkomponierten Ballade. Entsprechend der fünf Strophen ist das Lied (Lieder) fünfteilig aufgebaut, die 5. Strophe bildet eine Art Coda. Liedhafte Passagen wechseln mit Rezitativen.
Die erste Aufführung fand wahrscheinlich während eines Kammermusikabends bei Prälat Mayer in St. Florian statt. Reiter bearbeitete dieses Werk für Sopran-Solo, Frauenchor und Streichorchester (bzw. Klavierbegleitung) für eine Aufführung am 11.4.1886 in Linz (Druck: Lehrerhausverlag, Linz). Laut der Konzertkritik in der Linzer Zeitung habe das Werk durch die Bearbeitung gewonnen, „jedenfalls weist schon die reiche, oft orgelmäßige Figuration in der Clavierbegleitung darauf hin, die Melodie einem Chore anzuvertrauen“ (Linzer Zeitung 14.4.1886, S. 399). In Wien sang dieses Lied erstmals Gisela Seehofer am 5.2.1903 in einem Konzert des Wiener Akademischen Gesangvereins. 1946 bearbeitete Ludwig Daxsperger das Werk für Soli, gemischten Chor und Orchester.
Literatur
- K., Gründungsconcert des „Gutenbergbund“., in: Linzer Zeitung 14.4.1886, S. 399
- Max Marschalk, Amaranths Waldeslieder. Ein Lied Anton Bruckners, in: Die MusikDie Musik. Stuttgart–Berlin–Leipzig 1901/02–1914/15 und 1922/23–1942/43. Zusatz ab 1934: Amtliches Organ der NS-Kulturgemeinde; Zusatz ab 1937/38: Organ des Amtes für Kunstpflege beim Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung und Schulung der NSDAP; Zusatz ab 1939: Organ der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung und Schulung der NSDAP; Zusatz ab 1940/41: Organ der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP 1 (1902) H. 17, S. 1591ff.
- Konzerte, in: Reichspost 4.2.1903, S. 10
- René Gerber (Red.), 100 Semester Akademischer Gesangverein Wien 1858-1908. Festschrift herausgegeben aus Anlass des 50. Stiftungsfestes des Akademischen Gesangvereines in Wien, 29. Mai bis 1. Juni 1908. Wien 1908, S. 125
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 3/1, S. 56–59
- Fan Fan Cheng, Das Werk für Singstimme und Klavier von Anton Bruckner. Dipl.arb. Wien 2000, S. 39–53
- Ivana Rentsch, Weltliche Vokalmusik, in: Bruckner-Handbuch 2010Hans-Joachim Hinrichsen (Hg.), Bruckner-Handbuch. Stuttgart–Weimar 2010, S. 290–309