Seehofer (verehel. Groß), Gisela

* 22.2.1874 Pillichsdorf, Niederösterreich/A, † nach 1908 (Ort?). Sängerin (Alt).

Tochter eines Bäckermeisters und Nichte der Sängerin Theresia Seehofer (1846–1936). Sie studierte 1897–1900 Gesang bei Alois Grienauer (1850–1937) am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Ob sie bereits vor oder erst nach ihrer Ausbildung am Konservatorium weiteren Gesangsunterricht bei Bertha von Asztalos (1855–1921) erhielt, ist nicht geklärt. Sie tritt jedoch bei einem von Asztalos veranstalteten Liederabend zugunsten des Brahms-Denkmals am 16.4.1901 als „[…] sehr tüchtige, künstlerisch durchgebildete Sängerin aus der Schule der Frau Asztalos“ (Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung 28, H. 8, S. 88) mit mehreren Brahms-Liedern auf. 1903 lassen sich bereits mehrere Konzerttätigkeiten in Wien und Laibach (Ljubljana/SLO) nachweisen. Am 6.5.1905 heiratete sie in Wien den Opernsänger Julius Wilhelm Groß (1868–?). Ihr erstes Engagement als Sängerin führte sie im gleichen Jahr an das Fürstliche Theater Sondershausen. 1906 folgte eine Anstellung am Stadttheater Freiburg im Breisgau, wo sie laut Meldeunterlagen 1900–1906 wohnhaft war. Nach einem Aufenthalt in Pillichsdorf, bei dem ihr erst kurz zuvor geborener Sohn beerdigt wurde, wirkte sie 1907 bei einem Konzert ihrer ehemaligen Gesangslehrerin Asztalos in Wien mit. Weitere Gastengagements führten sie 1908 an das Großherzogliche Hoftheater in Neustrelitz sowie ebenfalls 1908 an das Düsseldorfer Stadttheater. Ähnlich wie bei ihrem Mann (ab 1905) lassen sich bei Seehofer ab 1908 keine weiteren Opern-, Theater- oder Konzertreisen oder -engagements mehr nachweisen und auch über ihre weiteren Lebensstationen ist bisher nichts bekannt.

Es ist davon auszugehen, dass Seehofer weder mit Bruckner in Kontakt stand noch ihn persönlich kennenlernte. Nichtsdestotrotz fällt ihre Ausbildungszeit am Konservatorium in die Zeit, in der noch eine Vielzahl an Bruckner-Schülern als Professoren unterrichteten. Wie Seehofer als Solistin für den 5. Bruckner-Abend des Wiener Akademischen Gesangvereins gewonnen werden konnte, ist bisher nicht nachweisbar, jedoch liegen auch hier Verbindungen zur universitären Sängerschaft oder dem Wiener Akademischen Wagner-Verein nahe, wenngleich Seehofer zuvor vor allem durch Interpretationen von Brahms-Liedern hervorgetreten war. Mit Blick auf die gesamte Veranstaltungsreihe lässt sich festhalten, dass vorwiegend das symphonische Œuvre Bruckners im Mittelpunkt stand. Auch bei der Aufführung am 5.2.1903 im kleinen Festsaal der Universität Wien im Rahmen des 5. Bruckner-Abends wurde zunächst Bruckners Sechste Symphonie in einer Klavierbearbeitung aufgeführt, ehe Seehofer neben dem Ave Maria (WAB 7) auch die Lieder Amaranths Waldeslieder und Im April vortrug. Bei letzterem handelt es sich um die bisher früheste nachgewiesene Aufführung des Liedes. Das Lied musste nach den Berichten von Göllerich-Auer und der Rezension von Max von Millenkovich mehrfach wiederholt werden, was nicht zuletzt an der „wohlklingende[n] Altstimme von außergewöhnlichem Umfange“ (Ostdeutsche Rundschau 13.2.1903, S. 4) Seehofers gelegen haben dürfte. Unklar bleibt indes, ob Seehofer bei dieser Aufführung von Theodor Helm, der mit Einführungsvorträge durch die gesamte Veranstaltungsreihe führte, oder von Helms Tochter Mathilde (Gabriele Theodora, * 31.10.1872 Wien, † 22.6.1945 Wien) oder Hans Wagner-Schönkirch, die beide die Klavierbearbeitungen der Symphonien vortrugen, am Klavier begleitet wurde.

Literatur

CLEMENS GUBSCH, KAROLINE HOCHSTÖGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 6.9.2021

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Seehofer (verehel. Groß), Gisela: 1035604809

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