Improvisationsskizze Ischl 1890 (WAB add 240)

Improvisationsskizze für Orgel

EZ: Ende Juli 1890
UA: 31.7.1890 in (Bad) Ischl, Stadtpfarrkirche (Bruckner)
Aut.: ÖNB‑MS (Mus.Hs.6020, Skizze)
ED: s. NGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1951ff. (Editionsleitung: Leopold Nowak, auch als Neue Gesamtausgabe bezeichnet)
NGA:  Band XII/6 (Erwin Horn, 1999) und Revisionsbericht (2001)

Zu Bruckners Improvisationskunst gibt es ein einziges Dokument, auf dem er eine Improvisation mit symphonischen Themen ausführlich konzipierte: einen auf drei Seiten beschriebenen Doppelbogen, entstanden anlässlich der Hochzeit der Kaisertochter Erzherzogin Marie Valerie mit Erzherzog Franz Salvator (1866–1939) am 31.7.1890 in der Stadtpfarrkirche zu (Bad) Ischl. Auf Wunsch der Braut sollte Bruckner als Hoforganist zum Ein- und Auszug die Orgel spielen.

Vorher musste er in Wien beim Obersthofmeisteramt schriftlich angeben, was er zu spielen plante. Wie aus der Skizze hervorgeht, wollte er beim Vorspiel das Finale-Hauptthema seiner Ersten Symphonie mit der Volkshymne, beim Nachspiel das Seitenthema desselben Satzes sowohl mit der Hymne als auch mit dem Halleluja aus Georg Friedrich Händels (1685–1759) Messias („Herr der Herrn, der Götter Gott“ als Fanfare, „Und er regiert von nun an auf ewig“ als Fugato) verbinden. Dass er die Finale-Themen der Ersten heranzog, könnte aus der intensiven Beschäftigung mit dieser Symphonie resultieren, die er 1890/91 zur „Wiener Fassung“ umarbeitete. Bruckners Improvisationsplan ist im Revisionsbericht der NGA (Gesamtausgaben) näher dargestellt (Horn, S. 161f.).

Die eingetragenen Taktziffern belegen, dass Bruckner auch beim Improvisieren die Achttaktigkeit der Perioden kontrollierte. Das eingereichte Konzept wurde jedoch als „nicht passend“ (Göll.-A. 4/3, S. 59) abgelehnt. Bruckner beschränkte daraufhin seine Improvisation auf die Volkshymne und Händels Halleluja und wurde für sein Spiel von Kaiser Franz Joseph I. belobigt.

Horn arrangierte die Improvisationsskizze zu einem Orgelstück mit dem Titel Kaiserliche Festmusik und spielte am 22.10.2007 in St. Florian diese Bearbeitung auf CD (MOT 13551) ein.

Literatur

ERWIN HORN

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 18.11.2019

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Quellen (Werkverzeichnis)

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft