Dömpke (Doempke), Gustav
* 15.1.1851 Barten/Ostpreußen (Barciany/PL), † 10.11.1923 Königsberg/Ostpreußen (Kaliningrad/RUS). Musikkritiker.
Studierte 1869–1873 Geschichte in Königsberg, war dann Musikkritiker bei der Königsberger Allgemeinen Zeitung. 1879 kam er nach Wien und schrieb 1885–1886 auf Empfehlung Eduard Hanslicks für die seit 1880 erscheinende Wiener Allgemeine Zeitung. Seit 1887 wieder in Königsberg, drückte er als Anhänger von Johannes Brahms sowie Hanslick und Gegner von Richard Wagner sowie der Neudeutschen Schule zunächst erneut dem Musikfeuilleton der Allgemeinen Zeitung, seit 1897 dann – als Hauptberichterstatter – der Königsberger Hartungschen Zeitung seinen Stempel auf. Durch die Gründung eines Bach-Brahms-Kränzchens förderte er das häusliche Musizieren und trat erfolgreich für beider Werke ein.
Der nur kurze Zeit in Wien wirkende Dömpke war in der Gruppe derjenigen Wiener Kritiker, die aus ihrer Abneigung gegenüber fast allen Werken Bruckners kein Hehl machten – besonders also Hanslick, Max Kalbeck und Richard Heuberger –, in Urteil und Wortwahl wohl der gehässigste. Bruckner beklagte sich in einem Brief (9.5.1884) an seinen Universitätsschüler Anton Vergeiner über Hanslick und „seine zwei Adjuncten“ Kalbeck und Dömpke, die „auf Commando schreiben“ (Briefe I, 840509) müssten. 1885 hatte Dömpke zwar überwiegend positiv – wie fast alle „Gesinnungsgenossen“ – über das Streichquintett in F-Dur geurteilt (Wiener Allgemeine Zeitung 17.1.1885, S. 1f.), es wegen unverkennbarer Selbständigkeit nicht in einen Topf mit der Produktion der neudeutschen Schule werfen wollen, schrieb aber ein Jahr später anlässlich der Wiener Erstaufführung der Siebenten Symphonie (21.3.1886), die in Deutschland schon mehrfach erfolgreich gespielt worden war, den oft zitierten Satz „Bruckner componirt wie ein Betrunkener“ und attestierte ihm, „ein virtuoser Anempfinder“ der Musik Ludwig van Beethovens und Wagners zu sein – „ohne das Gegengewicht einer Intelligenz [...] und vollends ohne die künstlerische Kraft“, sich diese Eindrücke „als einer eigenen, selbständigen Individualität zu assimiliren“. Bruckner mit seiner „unheilbar erkrankt[en] und zerrüttet[en]“ Phantasie hielt nach Dömpke dem Vergleich mit den „echten Meister[n] von Haydn bis Brahms“ nicht stand (Wiener Allgemeine Zeitung 30.3.1886, S. 1f.).
Literatur
- Feuilleton. Concerte, in: Wiener Allgemeine Zeitung, Morgenblatt 17.1.1885, S. 1ff.
- Feuilleton. Concerte, in: Wiener Allgemeine Zeitung, Morgenblatt 30.3.1886, S. 1ff.
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/2
- Ernst Otto Nodnagel, Versimpelung der Musikkritik oder Kannegiesser als Erzieher: ein Vademekum für das Diobskurenpaar [sic] Emil Krause und Gustav Doempke. Charlottenburg 1903
- Erwin Kroll, Musikstadt Königsberg. Geschichte und Erinnerung. Freiburg–Zürich 1966, S. 160
- Bruckner-Symposion 1991Othmar Wessely (Hg.), Bruckner-Symposion. Bruckner-Rezeption. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 1991. 18.–22. September 1991. Bericht. Linz 1994
- Briefe IAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. I. 1852–1886 (NGA XXIV/1). 2., rev. und verbesserte Aufl. Wien 2009
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