Soyka (verehel. Stirbey), Alexandrine von

* 15.7.1859 Teplitz/Böhmen (Teplice-Šanov/CZ), † 4.12.1931 Wien/A. Privatière, Gesellschafterin.

Tochter des Militärbeamten Karl von Soyka (1828–1910) und seiner Frau Maria (1830–1863). Wuchs in Linz auf und erhielt ca. 1867–1868 Klavierunterricht von Bruckner. Nach der Übersiedlung der Familie nach Wien 1870 folgte am 29.5.1875 die Heirat mit Démétré Fürst Stirbey (ca. 1842–1913) und der damit verbundene Aufstieg in den Adelsstand. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Maria (1876–1895), Martha (1877–1925) und Elisabeth (1885–1975). Aufgrund der Besitzungen wohnte das Fürstenpaar abwechselnd im Schloss Bécon bei Paris sowie in Câmpina in Rumänien. Vielfach als Kunstliebhaberin beschrieben, ist Stirbey Teil der Wiener Salonkultur und tritt wie auch ihre Töchter als Interpretin bei Soiree- und Abendveranstaltungen in Erscheinung (Wiener Salonblatt 20.1.1906, S. 8).

Die Bekanntschaft zu Bruckner sowie die Widmung der „zwei kleine[n] Klavierstücke“ wird durch anekdotenhafte Schilderungen Stirbeys, die sowohl als Vorwort des Erstdruckes der Fantasie als auch wenig später im Neuen Wiener Journal vom 28.12.1922 gedruckt wurden, dokumentiert. Dort berichtet Stirbey über ihre erste Begegnung mit Bruckner auf der Empore der Linzer Stadtpfarrkirche und dem wenig später folgenden Klavierunterricht, den sie wohl im Jahre 1868 von Bruckner erhielt. Inwiefern ihre ca. 50 Jahre später notierten Aufzeichnungen gänzlich verifizierbar sind, ist zumindest fraglich. So berichtet Stirbey davon, dass Bruckner „in regem brieflichen Verkehr“ mit Richard Wagner stand und aus dessen Briefen rezitierte, tatsächlich ist für die fragliche Zeit um 1868 lediglich ein einziger Brief Wagners überliefert (Briefe I, 680131). Weiterhin soll, so Stirbey, die erste Begegnung zwischen Bruckner und Eduard Hanslick in ihrem Elternhaus (Spittelwiese Nr. 7, Linz) stattgefunden haben (Neues Wiener Journal 28.12.1922, S. 6).

Der vom Verlag Hüni & Co. besorgte Erstdruck der Fantasie weist Stirbey als Überbringerin eines Manuskriptes aus, das dem Druck zugrunde lag, sodass hier von einem bisher verschollenen Widmungsexemplar ausgegangen werden kann, denn das Autograf (ÖNB‑MS, Mus.Hs.3160) befand sich in Bruckners Besitz. Während die Widmung der Fantasie durch eben jenes Autograf belegt ist, wird die Zuschreibung des gleichfalls in Bruckners späteren Linzer Jahren entstandenen Klavierstücks Erinnerung lediglich durch die Zuordnung in Göll.-A. bezeugt (Göll.-A. 3/1, S. 508). Da keine weiteren Dokumente die Widmung dieses zweiten Stückes bestätigen, könnte Stirbey auch lediglich auf die zwei Formteile bzw. Sätze der Fantasie referieren. Insgesamt reiht sich das von Stirbey skizzierte Bruckner-Bild in die stereotype, zeitgenössische Darstellung Bruckners ein, bei der dem genialen, aber unverstandenen Künstler ein naiver bis kindlicher Charakter zugesprochen wird.

Die Zuneigung Stirbeys zu ihrer Heimatstadt sowie zu Bruckner äußerte sich zudem mit einer Spende von 100 Francs für die Errichtung eines Bruckner-Denkmals in Linz (Linzer Tages-Post 27.5.1900, S. 5; Denkmalprojekte).

Literatur

CLEMENS GUBSCH

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 7.10.2020

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Abbildungen

Abbildung 1: Abbildung 1: Alexandrine von Soyka, in: Wiener Salonblatt 22.9.1906, S. 1

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft