Hofmann, Geschwister

Im Haus der Familie Hofmann erhielt Bruckner nach seinem Umzug nach Linz in der Pfarrgasse 11 ein günstiges Quartier (Liebisch, S. 62). Eine Gedenktafel erinnert an Bruckners erste Wohnung. Drei Kindern – Pauline, Helena und Richard – des Kaufmannes Adolph M. Hofmann (* 5.6.1836 Königswart/Böhmen [Kynžvart/CZ], † 16.1.1897 Linz, Oberösterreich/A) und dessen Frau Louise Josephine, geb. Löwenfeld, erteilte Bruckner Klavierunterricht; eine Tochter namens Laura (Josephine Maria) starb im ersten Lebensjahr (* 20.9.1847 Linz, † 5.7.1848 Linz), über einen Musikunterricht von Tochter Adele (Emma Theres; * 16.2.1851 Linz, † 4.7.1905 Wien/A), ab 1876 mit Otto (von) Riedlechner (* 3.6.1843 Wien, † 15.3.1920 Wien), k. k. Oberlieutenant des III. Jägerbataillons in Freistadt, verheiratet, ist nichts bekannt.

Andreas Lindner und Klaus Petermayr entdeckten 2018 ein im Besitz der Familie Hofmann befindliches, mehrteiliges Klavier-Lehrwerk. Nach einleitenden Dur- und Molltonleitern, Intervall-Übungen und Erläuterungen in Harmonie- und Generalbasslehre von fremder Hand, schließt Bruckner inhaltlich an seinen (unbekannten) Vorgänger an.

Pauline (Julie): * 24.12.1844 Linz, Oberösterreich/A, † 30.1.1877 Wien/A.
Pauline wirkte vor ihrer Heirat mit Franz Gamon im Februar 1869 als Pianistin. Am 8.12.1867 spielte sie im Rahmen eines Konzerts des Männergesang-Vereines „Sängerbund“, bei dem auch Josef Seiberl mitwirkte, gemeinsam mit Eduard Hauptmann ein Stück von Robert Schumann für zwei Klaviere „mit großer Sicherheit, Präcision und Reinheit […]. Die Variationen bieten mehr Schwierigkeiten, als manche brillante Phantasie und ist es daher um so anerkennenswerther, mit welcher Ruhe und Leichtigkeit Frl. Hofmann dieselben überwand.“ (Linzer Abendbote 10.12.1867, S. 2).

Sie war wie ihre Geschwister Bruckners Klavierschülerin (Schülerinnen und Schüler). Er widmete ihr das Lied Mein Herz und deine Stimme. Sie starb im Alter von 32 Jahren an einem Lungenödem.

Helena (Maria Henriette): * 4.11.1846 Linz, Oberösterreich/A, † 16.2.1902 Ajaccio, Korsika/F.
Verehelicht mit Rechtsanwalt Heinrich Heyßler (auch Heissler). 1870 Austritt aus der katholischen Kirche.

Bruckner widmete seiner Klavierschülerin das Lied Im April. Ob er ihr noch weitere Lieder widmete, wie einem Brief vom 29.7.1949 von Helenas Nichte, Paula von Karolyi, an Leopold Nowak zu entnehmen ist, bleibt unklar (Pachovsky, S. 197).

Richard (Josef Mathias Adolf): * 13.10.1857 Linz, Oberösterreich/A, † 14.2.1926 Linz. Industrieller.
Nach Studien in Dresden und Stuttgart absolvierte er seine kaufmännische und technische Ausbildung in Deutschland, England und Frankreich. Nach Linz zurückgekehrt übernahm er 1882 das Unternehmen seines Vaters und heiratete am 26.4.1882 Agatha Edle von Schwabenau (1857–1950); sie war nach der Scheidung von Hofmann in zweiter Ehe mit Josef Doposcheg-Uhlar (1870–1956) verheiratet. Zuletzt stand Hofmann dem Portland-Zementwerk Kirchendorf Hofmann & Co., der Kleinmünchner Aktien-Spinnereien und mechanischen Weberei sowie der Lambacher Flachsspinnerei vor, war Vizepräsident der Aktiengesellschaft für Mühlen- und Holzindustrie sowie Verwaltungsrat der Bank für Oberösterreich und Salzburg.

Literatur
  • [10. Gründungsfest des Männergesangvereines „Sängerbund“], in: [Linzer] Tages-Post 7.12.1867, S. 3f.
  • Concerte im landsch. Redoutensaale, in: Linzer Abendbote 10.12.1867, S. 2
  • [Vermählung Hofmann-Gamon], in: [Linzer] Tages-Post 6.2.1869, S. 3
  • Austritte aus der katholischen Kirche, in: [Linzer] Tages-Post 3.8.1870, S. 2
  • [Vermählung Hofmann-Riedlechner], in: [Linzer] Tages-Post 2.3.1876, S. 4
  • [Pauline Gamon †], in: Wiener Zeitung 4.2.1877, S. 11
  • [Todes-Anzeige Adolf Hofmann], in: Linzer Volksblatt 17.1.1897, S. 8
  • [Helene Heyßler †], in: [Linzer] Tages-Post 25.2.1902, S. 4
  • [Adele von Riedlechner †], in: Reichspost 6.7.1905, S. 2
  • Präsident Richard Hofmann gestorben, in: [Linzer] Tagblatt 16.2.1926, S. 3
  • Kammerpräsident Richard Hofmann †, in: [Linzer] Tages-Post 16.2.1926, S. 4
  • [Todes-Anzeige Richard Hofmann], in: Linzer Volksblatt 17.2.1926, S. 11f.
  • Haymo Liebisch, Anton Bruckner. 1824 bis 1896 – einst und jetzt. Ein Bericht. Steyr 1996, S. 62
  • Angela Pachovsky, Anton Bruckners Lieder mit Klavierbegleitung, in: Bruckner-Tagung 2003Roland Bachleitner/Erich Wolfgang Partsch (Hg.), Bruckner-Tagung Steyr 2003. Bruckner – vokal. Sonderthema: Musikgeschichte Steyrs. Stadtpfarrhof, 23.–25. Oktober 2003. Bericht (Bruckner-Vorträge). Wien 2009, S. 197–214
  • Andreas Lindner, Autographes Lehrwerk Bruckners entdeckt, in: ABIL-MitteilungenABIL-Mitteilungen. Hg. v. Anton Bruckner Institut Linz. Linz 2008ff. Nr. 21 (Juli 2018), S. 5ff.
  • ABCD
  • Taufbuch-Duplikat der Stadtpfarre Linz, 1844, [pag. 77]; 1846, [pag. 83]; 1847, [pag. 70]; 1851, [pag. 18]; 1857, pag. 137
  • Trauungsbuch-Duplikat 1882 der Pfarre St. Matthias in Linz, [pag. 10, hier: Hoffmann]
  • Sterbebuch-Duplikat 1848 der Stadtpfarre Linz, [pag. 14]
  • Sterbebuch 1863–1886 der Pfarre St. Augustin (Wien I), fol. 148
  • Sterbebuch-Duplikat 1897 der Pfarre St. Matthias in Linz [fol. 5]
  • Sterbebuch 1905–1912 der Pfarre St. Karl Borromäus (Wien IV), fol. 4
  • Sterbebuch 1920 der Pfarre St. Elisabeth (Wien IV), fol. 46
  • Sterbebuch-Duplikat 1926 der Dompfarre Linz, fol. 223

ANDREA SINGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.7.2020

Medien

Kategorien

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft